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Posts Tagged ‘Ommo Drahtbart’

Während der Arbeit an meinem Roman „Der Dolch des Schamanen“ hat sich natürlich auch dessen Hintergrundwelt Endom weiterentwickelt. Der Abschluss der Geschichte war für mich eine gute Gelegenheit, einmal wieder den neusten Stand des Wissens über West-Norsileum, den Finsterwald und was sonst noch alles dazugehört upzuloaden.

Ommo Drahtbart und sein Freunde erleben auf ihrer Jagd nach dem Geheimnis des Marmorstahls allerhand und da kommen halt auch einige Kurzauftritte von Personen vor, die keine große Rolle spielen, aber dennoch definiert werden müssen. Damit es da später keine Verwechslungen gibt, müssen zumindest die Namen festgehalten werden und auch, als was sie in der Geschichte vorkommen, ob es sich zum Beispiel um einen Gastwirt handelt, oder jemanden, der kurz mal verdroschen wird.

Orkfrau, Orkmädchen mit langen Haaren und ausgeprägten Fangzähnen

Das bisher namenlose Orkmädchen, das ich vor einiger Zeit hier vorgestellt habe, hat jetzt einen Namen: Billa. Sie hat im "Dolch" eine kurze, aber heftige Affäre mit Lampo

Aber auch der eine oder andere geographische Ort ist dazugekommen. Zum Beispiel weiß man jetzt auch, wo Loudin Artinny herstammt: Aus Dun Caldis einer Elfenstadt am Shannon, einem Fluss im äußersten Nordwesten des Finsterwaldes. Außerdem spielt ein elfischer Kapitän eine kleine Rolle in der Geschichte, der ebenfalls von dort stammt. Dun Caldis bestand bereits bevor die Zwerge aus Dvergrvirki den südlichen Finsterwald besiedelten, weil die Elfen aus dem Mündungsgebiet des Shannon Holz für den Schiffbau holten.

Ein bisschen etwas hat sich auch in Accitanien getan, dort kam außer der Hauptstadt Lutete vor allem noch eine Elfenstadt hinzu, in der die berühmten elfischen Klipper und andere erstklassige Elfenschiffe gebaut werden. Unabhängig vom „Dolch des Schmanen“  habe ich auch Caldonia un Angolia ein klein wenig weiter entwickelt. Angolia – die Gelehrten streiten sich, ob die Insel, auf der dieses und das Land Caldonia liegen, eigentlich zu Norsileum gehört – hat jetzt zum Beispiel eine Hauptstadt namens Thundora bekommen.

Zeit also, die Website über Endom wieder einmal upzudaten. Seit gestern findet man die neuen Informationen unter http://selbstversorger.cwsurf.de/endom

Leider bin ich ja noch nicht dazu gekommen, der Seite mal ein anständiges Design zu verpassen. Aber ich hoffe, dass ich das auch irgendwann mal raffe. vor allem, wo doch das Thema grafisch soviel hergibt…

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Gestern abend wurde als letztes der Epilog zu dem voraussichtlich ca. 380 Seiten starken ersten Band des Zwergenstahl-Zyklus „Der Dolch des Schamanen“ fertig. Damit habe ich die Rohfassung des Manuskriptes meines ersten Fantasy-Romans komplett geschrieben: Ein Prolog, 29 Kapitel und ein Epilog.

Ommos Freund Lampo, der Paladin und junge Graf von Garbenschwang, ist natürlich auch mit dabei. (Klick ins Bild für eine Version mit höherer Auflösung)

Erzählt wird im ersten Teil der großen Geschichte um das Geheimnis des Marmorstahls, jenes legendären Stahls der sagenhaften Nordlandzwerge, wie Ommo in das Abenteuer gerät, wie als fünftes Mitglied der Abenteurergruppe der Elf Loudin Artinny zu Ommo, Lampo, Shirk’ra und Dor’krom stößt und wie sie eine wichtige Teilaufgabe ihrer Queste lösen, indem sie sich Informationen über die Lage des sagenhaften, verschollenen Reiches der Nordlandzwerge verschaffen. Das ist natürlich nicht einfach und daher führt ihr Weg die Freunde nicht nur in den hintersten Finsterwald, in das bunte Treiben des großen Marktes anlässlich des Irk’nari-Festes beim Irk’nari-Heiligtum  am Zusammenfluss des Ogertod-Flusses und des Bärenfelsflusses und zum Turm von Ursia bei Kühlmühl, sondern auch in die gefährliche, verderbte Großstadt Iserndam mit ihren Slums, Verbrechern und Kaschemmen. Dabei lernt der Leser einen großen Teil von West-Norsileum kennen, den Teil von Endom, über den bisher am meisten bekannt ist. Mehr über den Plot steht übrigens in dem Posting „Aus meiner Schreibwerkstatt„, in dem ich vor nunmehr über einem Jahr den Beginn der eigentlichen Schreibart mitgeteilt habe.

Nachdem das Rohmanuskript jetzt fertig ist, muss ich es noch einmal durchsehen und hier und da ein wenig Feinarbeit vornehmen. So langsam werde ich mich auch um die Vermarktung kümmern müssen. Ursprünglich habe ich geplant, den „Dolch des Schamanen“ als eBook herauszubringen, was auch geschehen wird, wenn alle Stricke reißen. Mittlerweile habe ich mir aber überlegt, dass ich vorher ja ruhig probieren kann, das Buch bei einem „richtigen“ Verlag unterzubringen. Die Chancen stehen zwar nicht so besonders, aber bekanntlich geht Probieren ja über Studieren. Die Veröfffentlichung als Book on Demand habe ich ebenfalls angedacht, aber vermutlich wird dann der Einzelverkaufspreis zu hoch.

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Richmodis, die Schwester von Ommo Drahtbart ist eine ungewöhnliche und vielseitige Zwergenfrau, die sehr viel Wert auf ihr Äußeres legt. Bekanntlich kann sie, selbst wenn sie von einem Jagdausflug aus dem Wald kommt, aussehen, als wenn sie sich gerade für eine Party gestylet hätte. Mit ihrer Zeitschrift für modebewusste Zwerginnen „Lippenstift und Axt“ vermittelt sie ja auch ihren Schwestern Stilbewusstsein und Sinn für ein gepflegtes Äußeres. Heute sehen wir sie einmal so, wie man sich Zwerginnen und Zwerge vorstellt: Gerüstet für den Kampf.

Zwergin mit Rundschild und Einhandaxt in verzierter Rüstung mit Hörnerhelm, Brustpanzer, Armschiene und Vorflügen

Richmodis als Zwergenkriegerin in zwergischer Kriegsmontur (Mit einem Klick ins Bild gelangt man zu einer Version mit größerer Auflösung)

Zuerst gab es hier die Powerzwergin Richmodis so wie Hljomr, der Gott der Zwerge, sie erschaffen hat, wobei biologisch Intereressierte durchaus auch sehen konnten, dass Zwerginnen nichts fehlt, was wir an Menschinnen so schätzen. Besonders bei Richmodis, aber nicht nur bei ihr,  ist einiges davon sogar in recht großzügigem Maße vorhanden. Dann war Ommos kleine Schwester  im Party-Outfit mit Kleinem Schwarzen, Netzstrümpfen und roten F***-Me-Pumps zu sehen. Mancher Moralapostel mag sich an der Zigarettenspitze gestört haben, aber nach West-Norsileum ist eben die Anti-Raucher-Hysterie noch nicht gedrungen.

Natürlich muss Richmodis wie alle Frauen eine umfangreiche Garderobe haben, zu der – schließlich ist sie zwar eine etwas extravagante, aber dennoch eine richtige Zwergin – auch (mindestens) eine Kriegsrüstung gehört. Die habe ich mir dieser Tage vorgenommen. Und hier ist Richmodis nun so wie man sich eine Zwergin vorstellt: In einer prächtigen zwergischen Kriegsmontur. Natürlich wäre Richmodis Drahtbart nicht Richmodis Drahtbart, wenn sie nicht auch in Kettenhemd und Panzer richtig adrett aussehen würde. Zwergol, das famose Zwergische Allzwecköl, und Glanzol, das altbewährte Mittel zum Wienern von Metallteilen und Glasscheiben machen es möglich. Natürlich sieht man an Richmodis‘ Rüstung auch, dass es den Zwergen in Grimrborg wirtschaftlich nicht schlecht geht: Bei den Menschen kann sich nicht einmal jeder Adelige eine solche Rüstung leisten. Besonders teuer war der Brustpanzer, denn, wie man sich leicht denken kann, hat der Rüstungsschmied daran sehr lange dengeln müssen.

Geposet wurde Richmodis wieder wie üblich im DAZ3D-Studio. Mit den Bordmitteln dort habe ich auch ihre lederne Hose zusammengeschustert und zwar indem ich einen Richmodis-Unterkörper mit D-Form zurechtgeknuddelt habbe.  Die Rüstungsteile und die sind natürlich wieder in Blender entstanden und die Texturen habe ich mir im Netz zusammengeklaubt.

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Bryce und DAZ Studio sind zwei Programme, von denen man sich bei DAZ3D.com kostenlose Versionen herunter laden kann. Wenn man dann noch die erstklassige und kostenlose 3D-Software Blender hinzunimmt, ist beim Bau von dreidimensionalen Szenen bereits so einiges möglich.

Blick über das Flusstal der Moda auf dem Kontinent Norsileum auf dem Planeten Endom. Im Vordergrund ein Zwerg, der von einem Berg aus ueber das Flusstal und die Landschaft am Ufer blickt

Hier gleich noch ein Bild, dass ebenfalls in den letzten Tagen entstanden ist: Ommo Drahtbart, der unmögliche Zwerg (als den ihn sein Schwester Richmodis gerne hinstellt) steht auf einem Berg auf dem Südufer der Moda und schaut über das Flusstal und den Finsterwald auf dem Nordufer. Gebaut habe ich die Szene in Bryce 7. Den Omma Drahtbart habe ich mit dem DAZ Studio gemacht, als Wavefront-Object abgespeichert und dann in Bryce importiert. Normalerweise sollte es möglich sein, von Bryce aus das DAZ-Studio aufzurufen und darin gestaltete Figuren und Szenen dann bei der Rückkehr mitzubringen.

Zumindest bei mir funzt das aber nicht gescheit, wenn ich es versuche,  stehen die Figuren aus dem Studio jedesmal pudelnacktert und glatzköpig in der Bryce-Landschaft. Leider ist das nicht die einzige Macke von Bryce und DAZ-Studio. Beide Programme haben schon dafür gesorgt, dass ich vor Zorn fast die Tischplatte durchgehauen habe.

Mit der Zeit findet man jedoch heraus, wie man solche Macken umgehen kann und auch wie die sehr komplexe Software Blender bedient wird. Dann wird das Bauen von 3D-Welten vor allem eine Fleißarbeit – zumindest, wenn man Wert auf Details legt. Vor allem bei Blender sollte man sich am Anfang nicht von der schieren Komplexität des Programms schocken lassen und die Flinte ins Korn werfen: Wenn man einige Sachen nach den vielen Tutorials im Netz gebastelt hat, steigt man dahinter, wie die einzelnen Funktionen arbeiten. Ein Übriges tun dann das selbstständige Herumbasteln und -probieren.

Man muss mit Blender ja nicht gleiche einen ganzen Zeichentrickfilm wie „Big Buck Bunny“ oder ein ganzes 3D-Spiel bauen, was übrigens beides durchaus geht. Ich zum Beispiel verwende Blender vor allem, um damit Requisiten oder Kulissen zu bauen, die ich dann in DAZ Studio- und Bryce-Szenen verwende.

Das Bild hier ist übrigens auch wieder in voller Größe verfügbar, wenn man auf die kleine Version hier im Artikel klickt.

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Heute gibt es mal wieder ein Erzählung aus West-Norsileum. Ommo Drahtbart ist auf der Jagd im Finsterwald und will in der Nähe von Bärenfels einen alten Jagdfreund besuchen. Als er dessen Hof erreicht, ist dort Schreckliches geschehen und noch Schlimmeres kann er gerade noch verhüten…

Das Gesetz der Orks

Es war einer jener Herbsttage, an denen ein echtes Jägerherz gar nicht anders kann, als hinaus zu gehen auf die Jagd.

Die Sonne schien auf den Finsterwald und in der Luft war jene besondere milde Wärme, welche die schönen Tage des Spätsommers und des Herbstes in Nordwest-Norsileum so unvergleichlich macht. Zwischen dem Gelb des Bergahorns, den verschiedenen Rottönen und dem goldenen Braun der Buchen lugten vereinzelt die grünen Blätter der stolzen Esche hervor, die trotzig ihr Sommerkleid behält, bis es ihr vom Leib fällt.

Es war Orksommer im Finsterwald, ein milder Herbst, ein Goldener Mond des Wisents. Eine Zeit, in der Ommo Drahtbart seinen Standardspruch vom Herbst, welcher der wahre Sommer des Jägers sei, öfter klopfte als in anderen Jahren. Der Zwerg saß auf seinem stämmigen Pony, hatte gerade am Rande der Lichtung unweit von Bärenfels halt gemacht, auf der das Gehöft von Bekor lag, seinem alten Jagdfreund. Zufrieden blinzelte er in die Sonne, als er aus dem Wald kam und blickte dann auf die Hoffläche vor ihm.

Der Platz zwischen den niedrigen Gebäuden der orkischen Hofstelle lag still in der Nachmittagssonne. Eine Spur zu still, wie es Ommo langsam aufging, als er auf den Hof ritt. Er wendete den Kopf zu Grisnira der Schneepantherin, seiner treuen Gefährtin und sah sie ratsuchend an. Die rabenschwarze Katze erwiderte seinen fragenden Blick und signalisierte ihm, dass sie ebenfalls der Ansicht war, dass hier etwas nicht stimmte.

Plötzlich raschelte etwas hinter einem der Nebengebäude und die Zweige der Büsche über dem niedrigen Dach des Schuppens bewegten sich. Zwerg und Katze blickten zunächst in die Richtung des Geräusches und sahen sich dann wieder an. Als Ommo gerade aus dem Sattel gerutscht war um zu Fuß hinter den Schuppen zu gehen, hörte er Wimmern und Schluchzen aus der offenen Tür des Wohngebäudes.

So schnell ihn seine stämmigen, kurzen Zwergenbeine trugen, sprintete Ommo dorthin. Was er durch die Küchentür sah, erfüllte selbst den hartgesottenen Jäger mit Entsetzen und brannte sich binnen Bruchteilen einer Sekunde in seine Netzhaut: Fana, das Eheweib von Bekor war breitbeinig auf den Küchentisch gefesselt, ihre leinene Hose und das Hemd aus dem gleichen Stoff zerfetzt, Brüste und Unterleib entblößt.

„… werde ich Dir fein säuberlich die Kehle durchschneiden, Orkschlampe…“ hatte Ommo noch im Herbeispringen gehört. Der Bursche, der das mit einem widerlichen Lachen gesagt hatte, hielt ein langes orkisches Jagdmesser in der Hand. Mit der anderen hielt er noch seine offene Hose, die er offenbar gerade hochgezogen hatte.

Das lähmende Entsetzen, das Ommo hatte erstarren lassen, währte nur einen kurzen Moment. Dann stieg der furchtbare, blutig rote Zwergenzorn in ihm auf. Während sich, ohne dass er recht wusste, was er tat, Ommos Arme mit der schweren, rasiermesserscharfen Streitaxt weit über seinen klobigen Schädel erhoben stieß er eine seiner obszönsten Beschimpfungen aus.

Das Letzte, was der Vergewaltiger auf dieser Welt zu hören bekam, war, brachte ihn mit nicht ganz alltäglichen geschlechtlichen Handlungen sowie Körperöffnungen und Geschlechtsteilen gewisser Haustiere in Verbindung. Dann spaltete die Zwergenaxt nicht nur seinen Schädel vollständig, sondern auch noch seinen Brustkorb bis zum Sternum. Als die Muskeln in seinen Unterarmen erschlafften, öffneten sich seine Finger. Zunächst fiel das Messer klirrend zu Boden, dann rutschte seine Hose herunter und entblößte die teigige, ekelhaft grauweißliche Haut seiner Arschbacken.

Bevor der tote Wilderer, um einen solchen handelte es sich nämlich offenbar, zusammensacken konnte, stemmte Ommo ihm den Fuß ins Kreuz, zog seine Axt heraus und beförderte ihn gleichzeitig mit einem Fußtritt in die Ecke. Dann klaubte er das Messer auf, zerschnitt die Fesseln der Orkfrau, die jetzt hysterisch zu schreien begonnen hatte, und zog sie auf die Beine.

„Es ist vorbei Fana“, brummte Ommo, „das ekelhafte Schwein ist mausetot und kann dir nichts mehr tun.“ Er legte den Arm um den Brustkorb der Frau (bis zu den Schultern reichte er ja nicht), die nun die Hände vors Gesicht geschlagen hatte und immer nur schrie. Er sprach weiter beruhigend auf sie ein: „Alles ist gut, es kann dir nichts mehr passieren…“

Als das nichts half, schüttelte er sie kurz und heftig, wobei er einen scharfen Schrei ausstieß. Das holte Fana in die Wirklichkeit zurück.

„Gar nichts ist gut, sie haben meinen kleinen Pan’tokar“, wimmerte sie jetzt, „seine Komplizen sind mit ihm davon.“

„Scheiße!“ entfuhr es Ommo. Dann ging es ihm auf: „Die können noch nicht weit sein, als ich auf den Hof kam, hat sich etwas hinter dem Schuppen bewegt! Das waren sie wohl, als sie sich verdrückt und ihren Kumpel hier im Stich gelassen haben.“

„Dann nichts wie hinterher!“ Schlagartig hatte die Orkfrau zu wimmern aufgehört und sich gefasst. Das plötzliche Bewusstsein, etwas tun zu können, hatte sie zu sich kommen lassen. Sie riss sich die Reste ihrer Kleider vom Leib, rannte in die Kammer und kehrte mit einem Lendenschurz zurück, den sie sich hastig umschlang. Sie griff sich ein Wehrgehänge mit einem kurzen Jagdschwert von der Wand und Bekors bewährte Saufeder, die Ommo einmal für ihn geschmiedet hatte.

Bis Ommo zu einem Reittier zurückgekehrt und in den Sattel geklettert war, hatte Fana bereits eines der kleinen, stämmigen Waldpferde aus dem Stall geholt, ihm ein einfaches orkisches Reithalfter übergestreift und war auf seinen Rücken gesprungen.

Von der Rückseite des Schuppens führten gut erkennbare Hufspuren in den Wald. „Sie sind offenbar in Richtung Straße“, vermutet Fana. „Leider haben diese Dreckschweine mir auch den Hund erschlagen, der könnte uns sonst gute Dienste leisten.“

Jetzt wusste Ommo auch, was vorhin gefehlt hatte, warum ihm der Hof zu still erschienen war: Das Gebell hatte gefehlt, mit dem die Hofhunde der Orks sonst jeden Besucher ankündigten.

„Grisniras Nase ist zwar nicht so fein wie eine Hundenase, aber eine frische Spur kann sie allemal verfolgen“, meinte er.

An der Straße wandte Grisnira sich ohne zu zögern nach links. Offenbar war die Spur noch ganz frisch. Es war ja auch noch nicht lange her, seitdem Ommo auf den Hof gekommen war und die Komplizen verschwunden waren.

„Sie sind in Richtung auf das Gebirge gezogen“, vermutet Fana erschrocken. Sie sagte nichts weiter und auch Ommo nickte zunächst lediglich. Beide wussten jedoch, was das höchstwahrscheinlich bedeutete, auch wenn es keiner aussprach: Die Verbrecher wollten den kleinen Orkbuben im ehernen Gebirge an einen Trollschamanen verkaufen, der ihn als Opfer für irgendeine seine grausigen Zeremonien brauchte.

„Sie werden aber nicht weit kommen“, brummte er dann beruhigend.

*

Sie waren ein kleines Stück weit geritten während dessen Fana Ommo erzählt hatte, was sich vorher zugetragen hatte: Bereits vor ein paar Wochen war Bekor von der Arbeit auf dem Topinamburfeld in der Nähe nicht zurückgekehrt. Als sie nachsehen gegangen war, wo ihr Mann bliebe, hatte sie ihn mit durchschnittener Kehle gefunden. Und heute waren diese drei Gestalten auf ihrem Hof aufgetaucht…

Ommo wusste, dass Bekors Familie Fana nicht besonders mochte. Das war auch der Grund dafür gewesen, dass die beiden sich den kleinen Hof ein Stück außerhalb von Bärenfels aufgebaut hatten. So war er auch nicht besonders verwundert, als ihm Fana erzählte, dass Bekors Familie sie verdächtigte, ihren Mann getötet zu haben. Der Tod seines Jagdfreundes betrübte Ommo und auch Fana, die ihn sehr geliebt hatte, tat ihm Leid. Doch zum Trauern würde später Zeit sein. Jetzt galt es, den kleinen Pan’tokar zu retten.

„Achtung, da vorne…“ zischte er nach einer kleinen Straßenbiegung auf einmal, glitt aus dem Sattel und zog das Pony mit sich ins Unterholz am Straßenrand. Die Orkfrau reagierte sofort und tat es ihm gleich. Im Gebüsch holte Ommo sein Spektiv hervor, zog es auseinander und richtete es auf das, was er gesehen hatte.

Die Straße führte mit einer leichten Steigung an einem Berghang entlang. Vielleicht eine halbe Meile entfernt, machte sie eine scharfe Biegung um, wie Ommo wusste, dann in entgegengesetzter Richtung weiter den Berg zu erklimmen.

„Da vorne sind sie! Und Deinen Sohn haben sie auch dabei.“ Ommo beobachtete die zwei Reiter, von denen der eine den gefesselten Orkbuben an einem Strick hinter sich her zog. Offenbar kamen Sie deswegen nicht gut voran, so dass Ommo und Fana sie bereits nach so kurzer Zeit hatten einholen können.

„Und der Platz könnte nicht besser sein, um sie abzufangen.“ Ommo lachte grimmig. Er kannte sich hier aus und er wusste, dass die Straße nach der Biegung ein Stück oberhalb der Stelle, an der sie sich befanden, wieder vorbei führte. Es würde kein ganz leichter Aufstieg werden, vor allem für das Pony, aber es war durchaus zu bewältigen. Der Zwerg überlegte einen Augenblick, ob er es besser zurücklassen sollte, entschied sich dann jedoch dagegen: Wenn es nicht auf Anhieb so klappte, wie er sich das dachte, mussten sie alle beide ihre Reittiere für die weitere Verfolgung zur Verfügung haben.

„Ob du weißt, wie sich ein Eichelhäher anhört, brauch ich dich ja wohl nicht zu fragen“, meinte Ommo zu Fana, „und sicher auch nicht, ob du selbst einen nachmachen kannst…“

Die Orkfrau grinste schief.

„Also wenn du den Eichelhäher hörst, weißt du, dass ich den Aufstieg geschafft habe und so weit bin. Dann schließt du auf das Pack auf und antwortest mit dem gleichen Ruf, wenn du bereit bist, von hinten anzugreifen.“

Fana nickte und Ommo verschwand mit seinem Pony am Zügel und gefolgt von Grisnira im Unterholz am Hang.

*

Hartwig Eimer ärgerte sich ein bisschen. Ein wenig machte er sich auch Sorgen. Was würde Zeno sagen, falls er überlebt hatte und falls er ihn je wieder sah? Immerhin hatte er ihn ja genau genommen im Stich gelassen, als dieser vermaledeite Zwerg plötzlich auf dem Hof dieses Orktrottels und seiner Pritsche aufgetaucht war. Aber schließlich war der Idiot ja selbst schuld. Was musste er sich auch noch unbedingt mit dieser Orkschlampe vergnügen? Er hätte kurzen Prozess mit ihr machen sollen. Das Orkblag hatten sie ja bereits eingesackt, also warum hatten sie nicht schnellstmöglich verschwinden können? Nicht nur Hartwig Eimer kannte genug Geschichten, von Männern, die von ihren Eiern an den Galgen gebracht worden waren…

Er drehte sich zu Pan’tokar um, den er an einem Strick hinter seinem Pferd her zog. Der kleine Ork machte ein trotziges Gesicht, obwohl er bereits sichtlich erschöpft war. Sollte er doch! Er hatte keine Chance zu entkommen und der Trollschamane würde gutes Geld für ihn bezahlen. Irgend so ein Trollfeiertag stand bevor und da musste offenbar etwas geopfert werden…

Der Gedanke an das Gold, das er für den Orkbengel bekommen würde, heiterte Hartwig Eimer ein wenig auf. Seine Laune besserte sich noch mehr, als ihm einfiel, dass nun ja einer weniger da war, mit dem er teilen musste. Und warum sollte er eigentlich mit diesem Norbert Schinzanger, dem verbliebenen Partner teilen? Der Kerl war dumm wie Goblinscheiße; es bedurfte wohl keiner besonderen Kunstfertigkeit, ihn zu beseitigen…

Hartwig erschrak kurz, als links vor ihm im Wald ein Geräusch ertönte. Als ihm klar wurde, dass es nur der Schrei eines Eichelhähers war, beruhigte er sich jedoch sogleich. Er hatte gerade wieder angefangen, seinen Gedanken nachzuhängen, als ein zweiter Eichelhäher schrie. Und zwar diesmal ein Stück hinter ihnen. Das war seltsam. Und nun fiel ihm auch ein, irgendjemand hatte ihm einmal erzählt, dass die Orks sich im Wald manchmal mit Hilfe dieses Schreis verständigten…

Hartwig Eimer wollte gerade anfangen, sich Sorgen zu machen, da stand dieser rothaarige Zwerg vor ihm. Eimer hatte nicht gesehen, wo er hergekommen war. Er war einfach auf einmal da, stützte sich auf seine zweihändige Axt und sah Eimer an.

*

„Einen wunderschönen guten Tag, werter Herr“, grüße Ommo höflich, kam dann aber ohne weitere Umschweife zur Sache: „Ihr habt da etwas, das ich gerne haben möchte.“ Er wies mit einer leichten Kopfbewegung auf den gefesselten Orkjungen und zwinkerte ihm dabei beruhigend zu.

Hartwig Eimer versuchte überlegen zu bleiben: „Sooooo“, meinte er gedehnt, „aber stellt euch einmal vor, Herr Zwerg, ich denke nicht im Traum daran, es euch zu geben! Der kleine Lümmel ist nämlich einen ansehnlichen Haufen Gold wert.“

„Na so was!“ Ommo grinste freundlich. „Dann werde ich mir den Buben wohl ohne euer Einverständnis nehmen müssen…“

„Und wenn ich ihn euch nicht kampflos überlasse?“

Während des Wortwechsels zwischen Ommo Drahtbart und Hartwig Eimer hatte Schinzanger eine kleine Armbrust zu Hand genommen und war gerade dabei, sie zu spannen. Ommo sah ihn vorwurfsvoll an und wendete dann den Blick leicht nach rechts, wo ein rabenschwarzer Katzenkopf mit grünen Augen gespannt aus dem Unterholz lugte. Ommo hätte wieder einmal schwören können, dass die Katze amüsiert grinste.

„Und du abgesägter Oger glaubst tatsächlich, dass ich auf diesen uralten Trick hereinfalle?“ fragte Eimer, der Ommos Kopfbewegung sehr wohl registriert hatte und begann scheppernd zu lachen.

Ommo grinste weiterhin freundlich und zuckte mit keiner Wimper. Auf einmal endete Eimers Lachen mit einem gurgelnden Geräusch und seine Augen weiteten sich. Dann blickte er auf sein Brustbein, aus dem auf einmal die Spitze einer Saufeder ragte. Einen Moment vorher war sie noch nicht da und nun sah es so aus, als wenn sie schon immer dort gewesen wäre. Ommo grinste immer noch, als Norbert Schinzanger, der es geschafft hatte, seine kleine Armbrust zu spannen, diese erhob.

Oder vielmehr erheben wollte. In diesem Moment schoss nämlich ein schwarzer Schatten aus dem Gebüsch am Wegrand auf ihn zu und 200 Pfund stahlharte Katzenmuskeln rissen ihn vom Pferd. Der Schuss löste sich aus der Armbrust und der Bolzen blieb im Stamm einer uralten Wetterfichte hoch über Ommos Kopf stecken. Jetzt sprang der Zwerg mit erhobener Axt auf den Komplizen zu, während Hartwig Eimer der Strick aus der Hand glitt und er sich ganz langsam auf die Seite zu neigen begann, bis er schließlich aus dem Sattel fiel.

Mit einem gewaltigen Satz war Ommo bei Schinzanger und schwang seine Axt. Doch der lag wimmernd am Boden, hob schützend die Arme über den Kopf und ergab sich. Ommo ließ die erhobene Axt sinken. Einen Gegner, der sich ergeben hatte, tötete ein Zwerg nicht. Ein sauberer Hieb der Zwergenaxt oder Grisniras Genickbiss wären zwar gnädiger gewesen als das, was den Mann jetzt bei den Orks erwartete, aber das war nicht Ommos Problem. Er pfiff seinem Pony, um aus der Satteltasche einen Strick zu holen, mit dem er den vor Angst schlotternden Schinzanger sicherheitshalber binden wollte.

Während dessen hatte Fana den kleinen Pan’tokar von seinen Fesseln befreit. Sie weinte vor Freude, herzte und küsste das Kind, gab ihm Kosenamen wie es alle Mütter auf ganz Endom und wohl auch im Rest des Universums in solchen Situationen von jeher getan haben und immer tun werden. Auch Ommo wischte sich verstohlen eine dicke Zwergenträne aus dem Augenwinkel.

„Mami, du und Onkel Ommo, ihr ward ganz große Klasse! Und Grisnira natürlich auch!“

Jetzt lachten Ommo und Fana, während der kleine Ork zu der Schneepantherin lief und sie umarmte, worauf diese artig Köpfchen gab – und schon wieder grinste, wie sich Ommo ganz sicher war.

Dann wurde Fana ernst: „ich habe noch etwas zu erledigen“, sagte sie hart und trat zu dem immer noch lebenden Hartwig Eimer.

„Fana, der Mann ist wehrlos…“ protestierte Ommo der Forma halber, denn er wusste, dass er die Orkfrau nicht aufhalten würde.

„Der gehört mir. So ist das Gesetz der Orks im Finsterwald. Der andere eigentlich auch, aber dem hast Du ja Pardon gewährt. Was er übrigens noch heute bereuen wird…“

Sie lachte hart, drehte den verkrümmt aus der Seite liegenden Wilderer auf den Bauch,wobei sie die Saufeder, die immer noch in seinem Rücken steckte, als Hebel benutzte und mit dem nackten Fuß nachhalf. Dann zog sie den Spieß aus dem zuckenden und röchelnden Mann, wischte ihn an seiner Hose ab und warf ihn Ommo zu.

Der fing die Waffe auf, legte den Arm um den kleinen Pan’tokar und wies in die Richtung aus der gerade sein Pony angetrottet kam: „Schau, da kommt das Pferdchen, auf dem du heim reiten darfst.“

Unterdessen hatte Fana das Jagdschwert gezückt und riss Hartwig Eimer an den Haaren auf die Knie. Ommo zuckte zusammen als er das Geräusch hörte, mit dem das Schwert Halsmuskeln und Wirbelsäule durchtrennte.

Fana ließ sich von Ommo die Saufeder zurückgeben, steckte den abgeschlagenen Kopf darauf und pflanzte sie im weichen Waldboden neben der Straße auf. Dann herzte sie ihren Sohn ein weiteres Mal, drückte ihn an ihre nackten, blutbespritzten Brüste und umarmte schließlich auch Ommo.

„Das hätte ich ja fast vergessen“, entschuldigte sie sich, „ohne dich und Grisnira wären wir beide verloren gewesen. Und nun zurück ins Dorf. “ Zunächst bedankte sie sich aber auch bei der Katze und auch der Kleine drückte Grisnira noch einmal kräftig.

Ächzend kletterte der Zwerg auf den langbeinigen Wallach des Toten, nachdem er Pan’tokar auf sein eigenes Pony gesetzt hatte. Fana ritt auf ihrem Pferdchen und trug die Lanze mit dem Kopf des glücklosen Wilderers. Dem mit auf den Rücken gefesselten Händen auf seinem eigenen Pferd sitzenden Schinzanger hatte sie nach bewährter Orkmanier eine Leine um den Hodensack gebunden, deren anderes Ende an ihrem Wehrgehenk befestigt war.

„So haut das Schwein garantiert nicht ab“, hatte sie zu Ommo gemeint, als sie ohne Umschweife die Hose des Verbrechers geöffnet und die Sicherheitsvorkehrung getroffen hatte. „Einen kleinen Schwanz und mickrige Eier hast du ja auch“, hatte sie zu dem Unglücklichen gemeint, „aber das ist jetzt scheißegal, denn du wirst dein Gemächte sowieso nie wieder brauchen. Außer zum Schmerzen darin haben heute abend und um dich damit vollzupissen…“

Plötzlich hatte sie dem Zitternden mit der Rückhand hart ins Gesicht geschlagen: „Pfui, du Sau! Du musst damit nicht jetzt schon anfangen…“

*

Es war bereits fast dunkel, als der Dorfhäuptling, die Ältesten und ein paar Jäger aus dem Wald zurückkehrten und zum Feuer traten. Kurz vorher war Schinzangers schreckliches Schreien und Wimmern verstummt.

Die Dorfbewohner samt Fana und Ommo fanden sich ebenfalls auf dem Dorfplatz ein und der Häuptling ergriff das Wort: „Dieser Mensch namens Norbert Schinzanger hat bei der Befragung bestätigt, was wir aus den Beweisen bereits wussten. An Ommo Drahtbarts Worten war sowieso nicht zu zweifeln, denn jeder hier kennt ihn als ehrenhaften und tapferen Zwerg. Das Messer, mit dem Zeno Übelacker Fana töten wollte, als Ommo ihn erschlug, gehörte zweifellos Bekor. Er hatte es immer bei sich und laut Fana war es nicht mehr da, als sie seinen Leichnam fand. Das ebenfalls verschwundene Amulett Bekors, haben Fana und Ommo bei Hartwig Eimer entdeckt und Bekors Tabaksbeutel haben wir vorhin bei diesem Schinzanger gefunden.“

Der alte Ork machte eine Pause und räusperte sich. Dann fuhr er fort: „Dem Gesetz der Orks vom Finsterwald ist Genüge getan: Alle drei Schuldigen sind tot. Aber es gibt da noch eine weitere Sache: Beroks Familie hat Fana verdächtigt, ihren Mann umgebracht zu haben. Abgesehen davon, dass es mir fast so aussieht, als habe Zeno Übelacker bewirken wollen, dass zwischen Bekors und Fanas Familien eine Blutfehde entstehen sollte, zeigen unsere Erkenntnisse klar und eindeutig, dass Fana unschuldig am Tode ihres Mannes ist. Er sah einen alten Ork an, der mit betretenem Gesicht in der ersten Reihe, gleich beim Feuer stand. Ich schlage vor, Norom, dass sich deine Sippe von Herzen bei Fana entschuldigt.“

Der alte Ork straffte sich und sagte mit fester Stimme: „Tur’kom, das ist selbstverständlich. Wenn wir einen Fehler machen geben wir es auch zu. Meine Tochter hat sich bereits mit Fana ausgesprochen und wir, das heißt ich sowie jedes andere Mitglied meiner Familie werden sie auch noch um Verzeihung bitten.“

Tatsächlich hatte Ommo mitbekommen, dass sich Fana und eine nicht mehr junge Orkfrau weinend in den Armen gelegen waren: „ Fana, Fana, ich schäme mich so. Wir haben dich für ein schlechtes Mädchen gehalten und jetzt hast du uns so beschämt, als du gezeigt hast, was du für eine Mutter bist. Und das Schlimmste ist, dass ich meinem lieben Bekor nicht mehr Abbitte leisten und ihm sagen kann, was er sich für eine prächtige Frau ausgesucht hat.“

Doch der Häuptling war noch nicht fertig: „Und noch eine dritte Sache ist da, etwas, das wir zu entscheiden haben.“ Er lächelte Ommo zu. „Der Zwerg Ommo Drahtbart, den jeder hier kennt und achtet, hat sich heute ganz besonders um unser Dorf verdient gemacht. Wenn er nicht gewesen wäre, hätte Fanas Familie nach Lage der Dinge denken müssen, dass jemand aus dem Hause Norom sie getötet hätte. Das wäre wahrscheinlich der Beginn einer Blutfehde geworden, die unter Umständen das ganze Dorf ausgelöscht hätte. Ommo hat also nicht nur Fanas und Pan’tokars Leben gerettet, sondern vermutlich unser ganzes Dorf vor dem Untergang bewahrt.“

Tur’kom räusperte sich und kam dann zur Sache: „Langer Rede kurzer Sinn: Ich schlage vor, dass wir Ommo Drahtbart als Ehrenmitglied in unsere Dorfgemeinschaft aufnehmen. Wer ist dafür?“

Alle anwesenden Orks hoben die Hände.

„Gegenprobe: Wer ist dagegen?“

Niemand hob die Hand.

„Lieber Ommo“, der alte Orkhäuptling kam auf den Zwerg zu und nahm in die Arme. „Du gehörst nun ehrenhalber zu unserer Dorfgemeinschaft. Ich weiß zwar, dass du bei deinem Clan in eurer Burg in Grimrborg sehr glücklich bist. Aber solltest du das je wollen, kannst du dich jederzeit hier bei uns im Dorf niederlassen. Und wenn du zu Besuch hier bist, sollst du in meinem Bau wie einer meiner Söhne gelten.“

Ommo bedankte sich und der alte Ork wandte sich wieder zu den Orks aus dem Dorf, die nun jubelten und in die Hände klatschten. Einige Orks liefen zu Ommo, schüttelten ihm die Hand, schlugen ihm auf die Schulter und umarmten ihn.

Tur’kom wartete, bis sich das Dorfvolk beruhigt hatte. Dann schloss er den offiziellen Teil: „Ich weiß, ihr wisst, eigentlich ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt zum Feiern. Noch zu frisch ist die Trauer um Bekor, noch liegt der Schatten seines Todes über uns. Trotzdem wollen wir essen und trinken, ihm zum Gedenken, Ommo und Fana zu Ehren.“

*

„Und du meinst wirklich, dass das Bekor gegenüber in Ordnung war?“ fragte Ommo. Fana kuschelte sich fester an ihn: „Aber ja doch. Schau, er sitzt jetzt sicher mit Tra’rok’nar und Irk’nari bei Met, Beerenwein und Bratfleisch am Feuer und lässt es sich gut gehen.“ Sie kicherte. „Vielleicht teilt er ja auch das Lager mit Dirat. Weißt du, die Kleine, die letzten Sommer beim Beerensammeln zwischen eine Bärin und ihr Junges gekommen ist…“

Ommo brummte etwas.

„Bei uns löst der Tod, wie bei euch auch, die Ehe. Hierwelt ist Hierwelt und Anderwelt ist Anderwelt. Ich habe Bekor sehr geliebt, so dass ich noch nicht gleich wieder heiraten werde. Aber wenn ich genug um ihn getrauert habe, werde ich wieder einen Mann finden, denn ich will doch schließlich mehr als nur ein Kind haben…“

Der kleine Pan’tokar lag in seinem Bettchen und man hörte sein niedliches Kinderschnarchen. In den kleinen Bauernhäusern in West-Norsileum, nach deren Muster Bekor sein Haus gebaut hatte, gab es nur eine Schlafkammer für die ganze Familie. Morgen wollte Fana zurück zu ihrer Familie und für heute hatte sie Ommo gebeten, als Schutz bei ihr zu bleiben. Dann hatte sie Ommo ganz selbstverständlich mit in das große Bett genommen: „Ich habe die erste Nacht in diesem Haus mit einem guten Mann verbracht und so soll es auch in der letzten sein.“

Wenn auch Orksommer war, die Tage waren in den Mond des Wisents gerückt und die Nächte wurden bereits kühl. Ommo freut sich, dass er es schön warm hatte. Nicht, das es einem Zwerg wie Ommo einer war etwas ausgemacht hätte, im Freien zu schlafen. Aber das musste ja nicht unbedingt sein.

Grisnira war zu ihnen unter die Decke geschlüpft und wärmte ihm den Rücken. Von Vorne gab Fana warm. Ommo brummelte zufrieden vor sich hin und murmelte ein kleines Dankgebet an Hljomr und Vidja. Dann mischte sich sein kräftiges Zwergenschnarchen als Bassbegleitung in das Schnarchkonzert von Mutter und Kind.

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Vor einiger Zeit berichtete ich hier ja bereits von meinem aktuellen Buchprojekt, dem ersten Roman um den unmöglichen Zwerg Ommo Drahtbart und seine Freunde. „Der Dolch des Schamanen“ wird das Buch heißen, dass gleichzeitig der erste Teile des Zyklus „Zwergenstahl“ werden soll.

Der Dolch spielt zum Teil in Ommos geliebtem Finsterwald...

Derzeit ist bei mir das World- of-Warcraft-Zocken ein wenig hintan gestellt worden, da mich abends  die Arbeit am Dolch mit Beschlag belegt.  Bei dem warmen Wetter sitze ich meist mit dem Laptop im Garten und kühle mich zwischen durch auch mal im Pool ab. Er ist zwar nicht viel größer als Homer Simpsons berühmt berüchtigtes Planschbecken, aber zum Abkühlen reicht er durchaus.

Nebenher muss ich auch immer wieder einmal ein wenig an der Hintergrundwelt Endom arbeiten. Die Gegenden, durch die das Abenteuer die Helden Ommo Drahtbart, Shirk’ra, Dor’krom, Lampo von Garbenschwang und Loudin Artinny führt, sind zwar bereits entworfen, aber es kommen immer wieder noch Randfiguren, kleinere Örtlichkeiten wie etwa Gasthäuser und sonstige Gegebenheiten hinzu. Und die müssen in der Weltbeschreibung festgehalten werden, damit es nicht irgendwann Widersprüche in irgendwelchen Geschichten gibt. Demnächst werde ich wohl wieder einmal den neusten Stand der Informationen auf der Endom-Seite veröffentlichen.

... der auch die Heimat seiner Freundin und heimlichen Geliebten Shirk'ra ist

Was das  Buch selbst betrifft, bin ich mittlerweile beim zehnte Kapitel angelangt. Insgesamt sollen es deren neununzwanzig zuzüglich Prolog und Epilog werden. Wie es derzeit aussieht, wird der endgültige Umfang bei ca. 400 bis 500 Seiten liegen.

Ursprünglich hatte ich ja geplant, den „Dolch“ als EBook zu veröffentlichen. Mittlerweile habe ich mir aber überlegt, das Manuskript zunächst einmal dem einen oder anderen Verlag anzubieten. Falls dabei nichts herauskommt, wird es dan neben doch ein eBook – oder ich bringe den Roman als Print-on-Demand-Buch, wobei mir allerdings der dann gegenüber einem vergleichbaren herkömmlichen Buch höhere Preis ein Dorn im Auge ist.

Naja, wir werden sehen. Vorerst einmal muss ich sehen, das ich das Manuskript auf die Reihe bekomme, damit ich an die Feinheiten gehen kann. Falls jemand Lust hat, als Testleser bzw. Lektor zur fungieren, soll er sich einfach per Mail oder Telefon bei mir melden.

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Die nagelneue Fantasy-Welt Endom nimmt immer mehr Gestalt an. Erst vor kurzem begonnen, ist sie jetzt schon so weit, dass sie den groben Hintergrund für kleinere Geschichten bilden kann, denn im Bereich der mittleren und unteren Moda sind einige Einzelheiten dazu gekommen. Auch die Kontinente der Welt sind jetzt zumindest in ihren Umrissen bekannt.

Endom besteht aus den Kontinenten Norsileum, Meridania, Skogermorken und Proculeum. Dazwischen liegen verschiedene Ozeane und Meere, die jetzt auch Namen haben. Am besten bekannt ist imemr noch West-Norsileum, das Land westlich des Eherne Gebirges, welches von den drei großen Strömen Moda, Alkmuna und Iseira durchflossen wird.
Der südliche Teil West-Norsileums wird von der Groß- und Seemacht Iserndam dominiert, welche den überwiegenden Teil der Großen Steppe, das Iseira-Hügelland und das Kap von Iserndam beherrscht.

Als Gegengewicht fungieren das Königreich Auerland mit der Hauptstadt Auermühlbach, seine (nominellen) Lehensgebiete die Grafschaften Türstock und Garbenschwang und vor allem auch der Zwergische Bund. Letzterer besteht aus den Zwergenstädten am Rand des Finsterwaldes und dem großen Zwergenreich Dvergrvirki, der Urheimat der Finsterwaldzwerge.

Die Orkische Liga, der Bund der Orks aus dem Finsterwald kümmert sich vor allem um ihren heimatlichen Wald. Dieser erregt natürlich die Begehrlichkeit von Iserndam, da diese das Holz von dort für den Schiffbau gebrauchen könnten. Der Schnabel bleibt ihnen dort aber sauber, denn die Patrouillenboote der zwergischen Flotte schützen die Küste des Finsterwaldes. Im Gegenzug helfen die Orks, den Zwergen, den Wald einigermaßen gegen Gesindel wie Goblins oder Oger zu schützen, das aus dem ehernen Gebirge manchmal einzudringen versucht.

Die Elfen aus dem wunderschönen Isernwald (elfisch: Is’caldi), die Iseir’gint‘, sind zwischen dem Ehernen Gebirge und der von Iserndam beherrscheten Großen Steppe eingeklemmt. Sie wären schlecht dran, wenn die Zwerge von Dvergrvirki nicht für ihre Sicherheit garantieren würde. Die Zwerge mögen die Elfen zwar eigentlich nicht besonders, aber Leute, die anderer Leute Land wegnehmen, mögen sie noch viel weniger.

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Heute gibt es wieder eine Geschichte vom Zwerg Ommo Drahtbart aus West-Norsileum auf Endom. Er lernt heute jemanden kennen, der uns wie Shir’kra aus der letzten Geschichte, noch öfter begegnen wird. Schauplatz ist vor allem die Gaststube der Wirtschaft „Zum Faulen Hund“ in Garbenschwang, einem für das Leben an der unteren Moda außerordentlich wichtigen, weithin für treffliche Küche und Keller bekannten Lokal.

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Viel los im Faulen Hund

Der Schankraum im „Faulen Hund“ zu Garbenschwang war gut besucht. Es war Markttag gewesen und nach erledigten Geschäften ließen viele den Tag mit einem Bier oder auch einem leckeren Essen in der Wirtschaft ausklingen. An einem der schweren, eichenen Tische saßen ein paar Orks aus dem Finsterwald, die sich offenbar Witze erzählten, denn sie kicherten und prusteten in einem fort wie Schulbuben. Um einem anderen hatte sich ein Haufen wohlhabende Bauern in fescher Tracht und mit silbernen Uhrketten versammelt, die lautstark die Preise für verschiedene landwirtschftliche Erzeugnisse diskutierten. Außerdem waren Jäger, Holzfäller, ein fahrender Zauberer mit einem Glasauge in einer etwas abgetragenen Robe, der eine oder andere zwielichtige Bursche von wer weiß woher sowie ein paar Marktkaufleute unterschiedlicher Rasse anwesend, neben allem sonstigen Volk, das man an Markttagen in Städten und größeren Orten anzutreffen gewohnt ist.

Am einzigen Tisch, an dem noch nicht mehrere Personen saßen, guckte Ommo Drahtbart nachdenklich in seinen Bierkrug und beschäftigte sich mit der schwerwiegenden Frage, was er zu Abend essen solle. Er war früh am Morgen von Grimrborg hergeritten, hatte sich auf dem Markt herumgetrieben und dabei auch das eine oder andere gute Geschäftchen gemacht. Jetzt war er rechtschaffen müde, freute sich auf ein gutes Essen und sein weiches Bett oben in dem freundlichen Zimmer, das er sich für die Nacht genommen hatte.

Das Problem des Zwerges war nun nicht etwa, dass es nichts gutes gegeben hätte, sondern es war genau umgekehrt: Ommo hatte die Qual der Wahl, denn im Faulen Hund war alles lecker, die Portionen reichlich und fast alles schmeckte auch Ommo. Gerade lief die dralle Kellnerin Wiltrud, die jeder nur Trudi nannte, mit einem Arm voll Bierkrügen an seinem Tisch vorbei, als er sich für gegrilltes Ochsenfleisch mit Bratkartoffeln und Salaten der Saison entschied.

Ungebetene Gesellschaft

Ommo wartete ab, bis die Kellnerin die Bierkrüge abgesetzt haben würde, um sie dann zu sich zu winken und seine Bestellung aufzugeben. Deswegen war er etwas überrascht, als er plötzlich angesprochen wurde:

„Ist hier noch frei, werter Herr?“

Ommo drehte sich bedächtig zu der Stimme hin und musterte den Fragesteller, den er noch nie gesehen hatte. Er war durchschnittlich groß und durchschnittlich breit, machte dabei aber einen drahtigen und kampferfahren Eindruck. Unter einem schwarzen, unordentlichen Haarschopf guckte ein paar stechende, graue Augen hervor, dass in einem Gesicht mit dünnen Lippen saß, das von einer offensichtlich mehrfach gebrochenen und plattgeschlagenen Nase dominiert wurde.

Begleitet wurde der reisende Ganove, denn um einen solchen handelte es sich zweifellos, von zwei kaum mehr Vertrauen als er selbst erweckenden Gestalten: Ein ziemlich großer, dicker und recht kräftig aussehender Bursche, bei dem offenbar am Hirn zugunsten der Muskeln gespart worden war, stand zu seiner Rechten. Ommo vermutete, dass in seiner Ahnenreihe, wenn der Fleischberg sie denn überhaupt kannte, sicherlich der eine oder andere Oger mitgemischt hatte.

Ein rattengesichtiges, zierliches, aber dabei keineswegs schmächtiges Individuum mit einem huschenden, unsteten Blick, stand auf der anderen Seite seines Chefs, denn das war der plattnasige ganz offensichtlich. Alle drei trugen sie die landesübliche Reisekleidung derer, die sich so etwas leisten konnten: Lederhosen, augenscheinlich sogar Hirschleder, und Wämser aus dem gleichen Material. Dazu wollene Hemden, derbe aber bequeme Lederstiefel mit Sporen und wahrscheinlich auch warme Umhänge und breitkrempige Hüte, die aber jetzt sicher an einem der Kleiderrechen beim Eingang hingen. Ihre Waffen hatten sie offensichtlich beim Stallburschen abgegeben, wie das hier an Markttagen und bei ähnlichen Gelegenheiten mit starkem Publikumsverkehr in den Tavernen und Gasthöfen Vorschrift war.

Der Zwerg hätte eine ganze Hexe samt Besen gefressen, wenn die nicht ganz billige Kleidung der drei Burschen sowie die goldenen Ringe und Ketten, die sie trugen, mit ehrlich verdientem Geld bezahlt gewesen wäre. Er kniff die Augen über seiner mächtigen, gebogenen Nase zusammen, nickte bedächtig, machte eine einladende, aber sparsame Handbewegung und widmete sich dann, verstimmt über die entgangene Gelegenheit zur Bestellung, vorerst wieder dem Studium seines Bierkruges, denn Trudi war gerade wieder in der Küche verschwunden.

Ein unerwünschtes Gespräch

Ob er wohl nicht klar genug gezeigt hatte, dass er kein Gespräch wünschte? Jedenfalls fing Plattnase tatsächlich an, sich mit ihm zu unterhalten. Eigentlich hätte der ja wissen sollen, dass Zwerge meist nicht besonders gesprächig sind, vor allem nicht gegenüber Fremden. Und das man sie besser in Ruhe lässt, wenn man nicht etwas wirklich interessantes zu sagen hat.

„War viel los auf dem Markt, was?“

„Hmmm…“

„Das Wetter hat auch gut mitgespielt…“

„Hmmm…“

„Seid ihr von weit her gekommen?“

„Hmmmpf-grrrrrmpf“

„Gute Geschäfte gemacht?“

Das war doch tatsächlich nicht zu fassen! Merkt der Kerl tatsächlich nicht, dass sein Gelaber hier fehl am Platze war?

Ommo riss sich zusammen, schließlich wollte er hier nicht ein Beispiel für das Klischee des unfreundlichen, jähzornigen und gewalttätigen Zwerges geben. Trotzdem hatte er keine Lust, sich ein Gespräch mit einem absolut unsympathischen Subjekt aufs Auge drücken zu lassen. Er rang sich mit einiger Mühe und nach dem er sich erst einmal geräuspert hatte, zu einer einigermaßen moderaten Antwort durch:

„Ich wüsste nicht, was Euch das anginge…“

Jetzt war es an Plattnase, verstimmt zu sein, jedenfalls tat er so: „ Der Herr Zwerg redet wohl nicht mit jedem?“

„Hmmm….“

Ommo guckte wieder in seinen Bierkrug obwohl sich an seiner Stirn bereits die bekannte Ader zeigte, die jedem, der Ommo kannte, ein untrügliches Zeichen dafür war, dass es jetzt erheblich gesünder war, seinen Mund zu halten und sich unauffällig zu entfernen. Leider kannte Plattnase Ommo nicht und hatte sich wohl überhaupt noch nie mit einem Zwerg unterhalten…

Und jetzt wurde der Kerl auch noch witzig:

„Stimmt es eigentlich, dass Zwerge so große Nasen haben, weil die Luft umsonst ist?“

Wenn er wohl auch noch nie mit einem Zwerg geredet hatte, die dümmlichen Sprüche über die Abneigung von Zwergen dagegen, Geld auszugeben, hatte der Ganove offenbar schon gehört. Ommo sagte jetzt gar nichts mehr, sondern guckte nur mit einem Interesse in seinen Bierkrug, als wenn dort die Lösung aller Sieben Welträtsel zu finden gewesen wäre. Sollte der Kerl doch über zwergische Nasen und zwergische Sparsamkeit lästern, Ommo wusste, dass Zwergennasen schön waren und dass es allemal besser ist, ein Goldstück extra zu verdienen als eines unnötig auszugeben. Dümmliche Menschensprüche über diese feststehenden Tatsachen fochten ihn also nicht sonderlich an.

„Man sollte froh sein, wenn überhaupt jemand mit einem redet, wenn man Mühe hat, über einen normal hohen Tisch zu gucken….“

Zwerge ärgert man nicht ungestraft

Lästereien über ihre Körpergröße hingegen vertrugen Zwerge nicht so besonders gut. Ommos Bierkrug hätte jetzt zwar um ein Haar seinen Henkel eingebüßt, aber der Zwerg zwang sich zu eiserner Ruhe. Dann hatte er sich aber wieder im Griff und er meinte treuherzig zu dem Ganoven:

„Na ja, ich glaube auch kaum, dass sich das lohnt, wenn hinter diesem Tisch einer mit so einer hässlichen und plattgeschlagenen Nase sitzt. Hat Euch…“

Weiter kam Ommo nicht. Er hatte nämlich – wie es sich für einen zwergischen Jäger gehört – mitten ins Schwarze getroffen. Plattnase war auf einmal puterrot im Gesicht, sprang auf, dass sein Stuhl nach hinten polterte und griff zu seinem Gürtel, da wo sein Schwertgriff hätte sein sollen. Da er seine Waffe aber nicht fand, denn die war ja nicht da, sondern beim Stallburschen, guckte er zunächst verdutzt nach unten.

Aber gleich darauf reagierte er, besann sich auf die neue Situation ballte seine Fäuste und riss sie hoch. Doch er hatte zu lange gebraucht, denn in diesem Moment traf ihn bereits ein eisenharter, wohl gezielter Tritt vor die Brust, der ihm die Luft aus den Lungen presste. Ommo hatte zuerst gleichzeitig den Dicken und den Rattenartigen mit je einer Hand an den Haaren gepackt, ihre Köpfe mit einem dumpfen, wenig schönen Geräusch zusammen krachen lassen und sie dann seitlich nach hinten weg geschleudert. Dabei war er einen Schritt vom Tisch zurückgewichen, hatte sich beim Zurückschleudern der beiden Adjudanten nach vorne abgestoßen, war auf den Tisch gesprungen und hatte dem Chef den besagten Tritt vor die Brust verpasst.

Dadurch taumelte dieser soweit zurück, dass Ommo Platz hatte, ihm nachzusetzen indem er vom Tisch sprang. Er beugte sich nach vorne, rammte seinem Gegnern seinen dicken Zwergenschädel in die Magengrube und richtete sich anschließend wieder auf.

Ommos Laune hatte sich schlagartig gebessert und auch seine Müdigkeit war dahin. Ein guter Kampf, selbst wenn es nur eine saftige Kneipenschlägerei war, erfreute das Herz eines jeden echten Zwerges und Ommo Drahtbart war ein echter Zwerg. Mucksmäuschenstill war es in der Kneipe jetzt, so das man deutlich das satte Klatschen hörte, mit dem die nun folgenden zwei trockenen Geraden das Gesicht des Mannes trafen und ihn nach hinten taumeln ließen. Ommo sah es zwar nicht, aber einige der Gäste verzogen bei diesem Geräusch schmerzhaft ihre Gesichter.

Jetzt trat der Zwerg ein Stück zurück und beobachtete Plattnase. Er hätte mit ein zwei, weiteren Schlägen den Kampf beenden können, aber nun wollte er seinen Spaß haben. Und außerdem sollte der Kerl eine Lektion bekommen. Man zog keinen Zwerg mit seiner Größe auf. Nein, das tat man einfach nicht,  zumal Ommo sehr wohl über einen für Menschen gemachten Tisch gucken konnte, er reichte einem durchschnittlichen Menschen immerhin fast bis an die Schulter.

Er wartete also auf den Gegenangriff des Chefganoven und achtete dabei genau darauf, ob dieser ein Messer zog, denn damit rechnete er eigentlich. Das passierte aber nicht. Der Gegenangriff kam zwar, aber nicht mehr mit allzu viel Energie. Das enttäuschte Ommo dann doch. Er hatte dem Aussehen des Ganoven nach mehr erwartet, auch wenn er sich bewusst war, dass er dem Menschen einige knallharte Treffer zugefügt hatte.

Mühelos fing Ommo die rechte Gerade mit seiner linken Pratze ab. Dann holte er seinerseits zu einer rechten Geraden aus, als er links hinter sich einen dumpfen, schweren Schlag hörte. Fast im gleichen Augenblick klatschte es rechts hinter ihm in der gleichen Art, wie er es gerade im Gesicht seines Gegners hatte klatschen lassen. Ommo vollendete den Schlag, der seinen Gegner mitten zwischen die fidelen Orks am Tisch beim Eingang fliegen ließ. Die quittierten diese Aktion mit freudigem Gejohle, lautem Gelächter und begannen Beifall zu klatschen.

Ommo drehte sich nach links, wo Trudi mit einer schweren gusseisernen Bratpfanne in der Hand stand, die sie sicherheitshalber schon wieder erhoben hatte, falls ein zweiter Schlag vonnöten sein sollte. Vor ihr stand, schwankend, mit einem dümmlichen Grinsen im Gesicht, der Dicke. Der Stuhl, den er Ommo hatte von hinten über den Schädel ziehen wollen, fiel ihm gerade aus der Hand und dann sackte er in sich zusammen, woraufhin Trudi mit einem grimmig-befriedigten Gesicht zuerst das gefällte Ogerbaby und dann die Bratpfanne ansah, die sie jetzt auch sinken ließ.

Ommo drehte sich weiter und sah einen riesigen jungen Mann mit langen, blonden Locken und himmelblauen Augen, der ihn freundlich und unschuldig angrinste. Er trug eine einfache Bauernhose und eine ebenso einfache Bauern-Tunika, nur waren diese Kleidungsstücke aus etwas besserem Stoff als die übliche Bauernkleidung.

An seinem ausgestreckten linken Arm hing das erschlaffte Rattengesicht, dessen Visage bereits anfing zuzuschwellen. Jetzt sah Ommo auch die abgeschlagene Flasche, mit der der finstere Bursche in offensichtlich von hinten hatte attackieren wollen.

„Das hätte ins Auge gehen können, lieber Herr Zwerg. Ich hoffe, ihr seid mir nicht böse, dass ich mich in Eure Angelegenheit gemischt habe. Aber, mit Verlaub, ihr solltet besser darauf achten, was hinter Euch passiert, wenn ihr Euch mit mehreren Gegnern anlegt “, meinte er und sah Ommo dabei freundlich und offen ins Gesicht.

Eine angenehme Bekanntschaft

„Recht habt ihr, junger Mann, Recht habt ihr “, gab Ommo unumwunden zu. „Ja, ich habe nicht bedacht, dass mein Kätzchen heute nicht dabei ist und mir den Rücken freihält. Sie hat sich am Pfötchen weh getan, da wollt ich sie nicht den weiten Weg laufen lassen…“ Der blonde Hüne guckte jetzt etwas komisch, als wüsste er nicht recht, was der Zwerg redete.

Trudi kicherte, als die den fragenden Ausdruck in den Augen des jungen Mannes sah: „Sein ‚Kätzchen‘ besteht aus 200 Pfund stahlharten Muskeln und mit dem armen, wehen ‚Pfötchen‘ hat sie schon manchen Knochen zertrümmert und manchen Muskel zerrissen“, feixte sie, „er spricht nämlich von seiner Schneepantherin…“

„Ach so,“ meinte der Blonde, „das erklärt natürlich alles.“ Er hatte vielleicht noch keinen Schneepanther gesehen, aber dass eine 200 Pfund schwere Katze als Kampfgefährte recht nützlich sein konnte, war nicht schwer zu verstehen. Jetzt lächelte er entwaffnend und streckt dem Zwerg eine Hand hin, während er höflich das Haupt neigte, „von Garbenschwang, Sire, Lampo, oder eigentlich: Lambertus von Garbenschwang, Paladin der blauen Lilie…“ Er sah entschuldigend an sich hinunter:  „Daheim habe ich es gerne ein wenig leger, man kann ja nicht immer und überall in lauter Eisenblech verpackt umher laufen.“

Er grinste wieder, als Ommo seine Hand ergriff, herzlich schüttelte und erwiderte: „Freut mich, freut mich außerordentlich. Es ist mir eine Ehre! Ommo, äh… Odemar, mein Name, vom Clan der Drahtbärte aus Grimrborg. Ich bin Euch zu tiefstem Dank verpflichtet, ihr habt mir womöglich das Leben gerettet…“

„Nicht der Rede wert, Meister Drahtbart. Es ist die Pflicht eines Paladins und – mit Verlaub, diese Dame“, er neigte das Haupt zu Trudi hin, machte eine elegante und höfliche Handbewegung und schenkte ihr obendrein noch einen hinreißenden Augenaufschlag, „hat mindestens ebenso mutig gehandelt wie ich.“

„Aber natürlich“, meinte Ommo und boxte Trudi gegen die Schulter, die noch ganz verdattert darüber war, dass sie von dem jungen Grafen als Dame bezeichnet und behandelt worden war. „Bist einfach ein feiner Kerl, Trudi! Danke! Vielen Dank!“

„Aber das ist doch selbstverständlich,“ grinste Trudi, die sich schon wieder gefangen hatte und eine hinterhältige Miene aufsetze, „Ich werde doch nicht zulassen, dass ein böser Schuft meinem lieben Zwergilein etwas tut…“

Ommo verzog für einen Moment säuerlich das Gesicht, überging aber die Neckerei der Kellnerin, die, wie er lange schon gemerkt hatte, einen Narren an ihm gefressen hatte. „Ihr müsst Euch zu mir setzen, ich schulde Euch beiden etwas…“

„Ommo, es tut mir so Leid“, wehrte Trudi ab, „aber der Chef ist heute nicht da und der Laden wird immer voller. Ein andermal gerne…“

„Also“, meinte Ommo, „dann hast Du eben etwas gut bei mir…“

„Ich werde zuzeiten darauf zurückkommen,“ meinte sie, „du kannst mir sicherlich auch einmal gefällig sein“, meinte sie mit einem gewissen Unterton, der Ommo schon etwas ahnen ließ. „Ich muss mich jetzt aber um den Laden kümmern, was soll ich Euch bringen?“

„Ja, was möchtet Ihr, Sire“, meinte Ommo zu dem jungen Grafen, „wenigstens Ihr werdet mir doch nicht ausschlagen, heute abend mein Gast zu sein?“

„Oh, ein Paladin der Blauen Lilie sollte zwar keine Gegenleistung für seine Hilfe erwarten, aber einen wohl gemeinten Dank auszuschlagen, wäre auch gegen den Kodex“, lachte Lambertus, „und erstmal wäre jetzt ein Bier angezeigt und dazu ein kräftiger Wurzelschnaps, damit man es nicht so trocken hinunter würgen muss…“

Ommo bot dem jungen Grafen mit einer höflichen Handbewegung einen Stuhl an und Trudi rauschte davon um den beiden ihre Getränke zu holen. Indessen trat ein vierschrötigr Mann mit Helm, Kettenhemd und Schwert hinzu. Am Tisch nahm er Haltung an: „Herr Graf, Meister Drahtbart, meine Männer nehmen diese Burschen auf jeden Fall einmal mit. Es würde mich nicht wundern, wenn die auf irgendwelchen Fahndungslisten stehen würden. Bei dem mit der Flasche sollte man auf jeden Fall überlegen, ob nicht Anklage wegen versuchtem Mord zu erheben ist, anständige Kneipenschlägereien kann man noch tolerieren, aber bei gefährlichen Instrumenten hört der Spaß einfach auf.“ Er stand wieder stramm und schlug die Hacken zusammen.

„Sehr gut, sehr gut, Hauptmann Sauerbier“, meinte der junge Graf. „Ich danke Euch vielmals. Und Ihr habt ja sicher auch gesehen, dass dieser Abschaum den Meister Drahtbart tätlich angegriffen hat, er sich also lediglich verteidigt hat?“

„Aber selbstverständlich, Herr Graf!“

„Gut, dann waltet eures Amtes, Hauptmann Sauerbier! Einen schönen Abend noch.“

„Zu Befehl, Herr Graf! Und auch euch einen schönen Abend!“

Trudi brachte den beiden Bier und Wurzelschnaps. „Ich habe immer noch Hunger“, meinte der Zwerg, „Ihr habt doch sicher auch noch nicht zu Abend gegessen Herr Graf? Also, ich möchte gegrilltes Ochsenfleisch mit Bratkartoffeln und Salat, Trudi.“ Und wieder zu dem jungen Grafen gewandt: „Was möchtet ihr essen, ihr seid, wie gesagt, heute abend mein Gast.“

Gegrilltes Ochsenfleisch fand auch der junge Mann sehr lecker und so bestellte Ommo zwei Portionen so wie weiteres Bier. Beim Essen unterhielten sie sich angeregt über die die kleinen und großen Geschehnisse in und um Garbenschwang. Als sie fertig waren, bestellte Ommo wieder Bier und Wurzelschnaps. Gerade als er sein Pfeife angezündet hatte und die ersten Rauchwolken ausstieß, meinte der junge Graf verlegen lächelnd:

„Also Meister Drahtbart, es ist mir richtig unangenehm, wenn ihr mich immer ‚Herr Graf‘ und ‚ihr‘ nennt. Wenn ihr aus Garbenschwang wärt, hättet ihr mich bereits als Kind gekannt. Von den Leuten hier, die mich schon von klein auf kennen, nennt mich nur Hauptmann Sauerbier so. Und auch der nur im Zusammenhang mit dienstlichen Angelegenheiten. Ansonsten bin ich für alle nur Lampo und ‚du‘.“

Ommo Drahtbart lachte: „Aber dann lässt Du auch den Unfug mit ‚Herr Zwerg‘ und ‚Meister Drahtbart‘ …“

„Abgemacht, Ommo!“

„So soll es sein, Lampo!“

Die Bierkrüge krachten zusammen und es wurde ein sehr fröhlicher Abend. Lampo erzählte vom Orden der Blauen Lilie und den Idealen der Paladine, die schlicht darin bestanden, die Welt zu einem besseren Ort für alle zu machen, die in Frieden leben und arbeiten wollte. Das gefiel Drahtbart denn bei aller Rauheit und Brummigkeit waren die Zwerge aus West-Norsileum doch im Grunde ein friedliches Volk und wollten in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen.

Vielleicht waren diese Ideale ein wenig naiv, aber Lambertus hatte gezeigt, dass er bereit und in der Lage war, sich gegen jeden zu stellen, der in seiner kleinen Welt das bedrohte, was er für wichtige und unumstößliche Regeln des Anstands und der Ehre ansah: Ein fairer Kampf war in Ordnung, aber von hinten und mit abgeschlagenen Flaschen, das war für einen Lambertus von Garbenschwang das hinterletzte, einfach allerunterste Schublade.

Er interessierte sich auch sehr für die Maschinenfabrik des Drahtbart-Clans. Seitdem sein Vater für das Gut eine Dampfmaschine von den Drahtbärten angeschafft hatte, war er von der zwergischen Technik fasziniert und fragte Ommo über Dampfdruck, Steuerschieber, Lager und Schmierung aus. Schließlich lud Ommo in zu einem Besuch ein, bei dem er ihm die Maschinenfabrik zeigen und ihn auf die Jagd im Finsterwald mitnehmen wollte.

Unerwartete Schonung eines zwergischen Geldbeutel

Am Schluss waren Lampo und Ommo die zwei letzten Gäste. Lampo hing mit gefährlicher Schlagseite auf seinem Stuhl. Er konnte zwar auch für einen der für ihre Trinkfestigkeit bekannten Paladin einen ganz schönen Stiefel vertragen, wie Ommo anerkennend festgestellt hatte, aber mit der Alkoholresistenz eines Zwerges hielt kein Mensch mit. Ommo war lediglich ein wenig beduselt und vor allem rechtschaffen müde.

„Na, Trudi, dann muss ich wohl mal bezahlen“, meinte er mit leisem Bedauern zu der Kellnerin. Die hatte sich, nach dem der Betrieb in der Wirtschaft vorbei war, doch noch zu einem Glas Elfenwein zu ihnen gesetzt.

„Iwo,“ meinte die Frau und lächelte den Zwerg an, „das übernimmt Hauptmann Sauerbier.“

„Ja, wieso das denn?“

„Das kannst Du ja noch nicht wissen: er hat vorhin einen seiner Männer vorbei geschickt und mir das ausrichten lassen. Sie haben die Sachen der drei Ganoven durchsucht und alles mögliche gefunden, was heute auf dem Markt weggekommen ist. Geldbörsen, Schmuck, und solche Dinge, aber auch kleinere wertvolle Waren von den Ständen. Außerdem hat er aus ihnen den Weg zu ihrem Versteck herausgeprügelt. Seine Leute sind schon losgeritten um es zu durchsuchen. Er glaubt, dass sich da einiges an Beute aus diesen mysteriösen Raubüberfällen der letzten Zeit anfinden wird.“

„Eigentlich wundert mich das nicht“, meinte Ommo schulterzuckend und insgeheim über die Schonung seiner Geldbörse erleichtert, „man sah denen ja auf eine Meile bereits an, dass das keine ehrlichen Reisenden waren.“

Dann sah er auf den mittlerweile auf seinem Stuhl schnarchenden Lampo: „Und was machen wir mit meinem neuen Kumpel? Der kann heute abend ganz sicher nicht mehr heim reiten.“

„Tja, es kommt zwar nicht sehr oft vor, aber wenn er mal zu viel erwischt hat, legen wir ihn immer in eines der Gastzimmer. Leider sind heute wegen des Marktes aber alle belegt. Ich müsste also nach dem Gut schicken, dass sie ihn mit der Kutsche holen. Aber dann wird er morgen früh gewaltigen Ärger mit seiner Mutter bekommen….“

„Das kann nicht angehen“, meinte Ommo, „das wäre ein schlechter Dank dafür, dass er mir womöglich das Leben gerettet hat…“ Er dachte kurz nach und meinte dann: „Ist doch eigentlich kein Problem! Wir packen ihn einfach in mein Bett und ich schlafe auf dem Sofa.“

Also wurde der selig vor sich hin brabbelnde Lampo die Treppe hinauf gehievt. Trudi hatte sich unter seinen rechten Arm geschoben und Ommo half von hinten nach. Schließlich hatten sie den jungen Grafen, soweit das der Schicklichkeit nach möglich war, von seiner Kleidung befreit und in das große Eichenbett gelegt, wo er augenblicklich zu schnarchen anfing.

„So,“ gähnte Ommo, „und wenn du mir jetzt noch eine Decke und ein Kissen bringst, kann ich mich auch aufs Ohr hauen.“ Das mächtige Ledersofa machte einen recht einladenden Eindruck auf den müden Zwerg.

Ein äußerst willkommenes Angebot

„Quark! Was Kissen und was Decke?“ Trudi stemmte die kräftigen Arme in ihre breiten Hüften. „Du brauchst doch nicht auf dem Sofa zu schlafen. Bei mir im Bett ist genug Platz für uns beide und ich wollte mein nettes Zwergilein schon lange einmal so richtig knuddeln, Und außerdem, „fügte sie mit einem hinterhältigen Grinsen hinzu, „hast Du selbst gesagt, dass ich bei Dir etwas gut habe.“

Das war natürlich ein Angebot, das zwerg nicht ausschlagen konnte. Als etwa anderthalb Stunden später eine erschöpfte und glückliche Trudi zusammengerollt und an den haarigen Zwerg gekuschelt eingeschlafen war, machte sich dieser wieder einmal klar, dass er ein Glückspilz war, der Hljomr nicht genug danken konnte: Kein einziges Kupferstück hatte ihn der fidele Abend im Faulen Hund gekostet. Ein richtiger, runder Abend, wie er einem jeden echten Zwerg gefallen hätte und von dem man noch lange erzählen konnte. Und zu dem allem noch brauchte er jetzt auch Trudi nicht mehr zum Essen einzuladen, denn sie hatte seine Schuld ja bereits eingefordert…

Ommo streichelte die ausladenden Rundungen der Menschenfrau, die er eigentlich schon immer hatte gut leiden können, weil sie ein so famoses Haus war und an der er in den vergangenen eineinhalb Stunden noch ganz neue Qualitäten entdeckt hatte. „Ach was soll’s, ich werde sie doch zum Essen einladen“, murmelte er in sich hinein bevor auch er anfing zu schnarchen. Und das wollte bei einem Zwerg schon etwas heißen!

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Derzeit bin ich dabei, eine eigene Fantasy-Welt zu entwickeln: Endom. Eigentlich auch nur eine weitere der Welten, die von Menschen, Elfen, Zwergen, Orks und dergleichen bevölkert wird, aber eben doch eine eigene Welt, die mir den Freiraum bietet, den ich für meine Fantasy-Geschichten brauche.

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Ommo Drahtbart aus Grimrborg, der Zwerg aus der Geschichte "Ein Zwerg räumt auf"

Endom ist vielleicht nicht unbedingt das originellste, weil sie sich weitestgehend im Rahmen der bekannten Welten hält. Aber sie ist erforderlich, denn ich will mit meinen Fantasy-Geschichten nicht auf dem Level von irgendwelcher Fankunst bleiben und andererseits auch nicht mit irgendwelchen Copyrights in Konflikt geraten. Und auch nicht irgend eine sauteure Lizenz für eine der bereits bestehenden Welten kaufen und dann womöglich doch wiederum an Vorgaben gebunden sein, die mir nicht in den Kram passen.

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Ommos gute Freundin Shirk'ra, die er in der ersten Ommo-Drahtbart-Geschichte kennenlernt

Die Idee

Den Keim des Gedankens zu Endom habe ich längere Zeit mit mir herumgetragen, bis daraus tatsächlich die Idee zu der Welt wurde, die ich jetzt entwickle. Als erstes war da die Idee zu den Ommo-Drahtbart-Geschichten, die ja irgendwo angesiedelt sein müssen. Zunächst war da der Gedanke, die Schauplätze dieser Geschichten irgendwo auf unserem Planeten zu verstecken, etwa in Nordamerika und/oder Sibirien. Wohl durch die Beschäftigung mit Fantasy-Welten im Rahmen meines Blogs wurde daraus die Idee, Ommo Drahtbart sowie seinen Freunden und Feinden einen eigenen Planeten zu schenken: Die Welt Endom, die sich jetzt als noch junge und wenig entwickelte Fantasy-Welt neben eine ganze Reihe anderer Planeten wie Dere, Krynn und Thoril stellt.

Zunächst einmal ist Endom der Schauplatz der Geschichten um den nicht ganz alltäglichen aber doch sehr zwergischen Zwerg Ommo Drahtbart. Dazu habe ich bisher die groben Umrisse und den Westen des Kontinents Norsileum entwickelt.

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Ommo und Shirk'ra in einer Kneipe

Die Geschichte „Ein Zwerg räumt auf“, die ich unlängst hier veröffentlicht habe spielt in West-Norsileum, an der Mithril-Straße im Wald von Türstock und – um noch genauer zu sein – ein Stück südlich von Halberwege, wo sie auch endet. Sie erzählt, wie sich Ommo und seine gute Freundin, die Orkfrau Shirk’ra, kennengelernt haben.

Eine Website für Endom

Update 07.05.10: Derzeit ist die Endom-Website offenbar nicht erreichbar. Ich kümmere mich darum. Da sieht man mal, was Freespace taugt…

Update 07.05.10, Spätnachmittag: Die Endom-Website funzt wieder. Ein Hacker hatte alles Index-Dateien zugespammt und da haben die Knülche alle mit leeren Dateien überschrieben. Auch ein Lösung…

Die jeweils aktuellen Informationen über Endom lege ich auf einer speziellen Website ab, auf der sich jetzt schon die wichtigsten der bisher über Endom vorhandenen Informationen nebst einer Karte von West-Norsileum befindet. Grundlage meiner Planungen ist ein CAD-File, das eine Weltkarte von Endom in Mercator-Projektion und damit die grafischen Informationen enthält. Die alphanumerischen Informationen sind in einem Textdokument enthalten, aus dem die HTML-Dateien für die Website erzeugt werden. Das ganze ist derzeit noch rein auf technische Gesichtspunkte ausgerichtet, ich habe aber vor, die Fakten über Endom demnächst in einem etwas ansprechenderen Design zu präsentieren. Bis jetzt ist Endom erst der Schauplatz meiner Geschichten, es ist aber durchaus denkbar, dass diese Welt auch als Hintergrundwelt für Spiele verwendet wird. Warten wir also ab, was die Zeit bringt und was mir – und vielleicht auch anderen – so alles zu Endom einfällt.

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Update 02.05. 10: Diese Story gibt es jetzt auch zum Anhören

Als die schwarze Katze plötzlich ruckartig stehen blieb, zügelte Ommo Drahtbart das stämmige, struppige Pony und runzelte die Stirn über dem mächtigen Gesichtserker. Er kniff die Augen zusammen und spähte nach vorn, hin zu der Wegbiegung, die verbarg, was es im weiteren Verlauf der Straße sonst zu sehen gegeben hätte. Und es musste dort etwas los sein, denn, wie er mit einem Seitenblick feststellte, spitzte Grisnira ihre Ohren eben in diese Richtung.

Für einen kurzen Augenblick drehte der Wind und trug Laute heran, die jetzt auch Ommo vernahm. Er glaubte, das Krächzen von Goblins erkannt zu haben. Jetzt wendete die Katze ihren rabenschwarzen Kopf zu dem Zwerg auf dem Pony und sah ihn mit ihren grünen Augen an. Dieser erwiderte den Blick, nickte unmerklich und glitt aus dem Sattel.

Lautes Wetter

Der Wald stand wie überzuckert von Reif und einer dünnen Schneedecke und noch immer rieselte etwas Schnee aus dem graunebligen Nachmittagshimmel. Ommo führte sein Pony ein Stück unter die Bäume ins Unterholz und band es an einem starken Ast fest. Dann schlich er mit der Katze parallel zur Straße durch den Wald in Richtung der Biegung. Das war schwierig genug, denn es herrschte, was Ommo und die anderen Jäger „lautes Wetter“ nannten: Laub und abgestorbene Reiser auf dem Boden waren gefroren und knackten, Zweige knisterten, wenn man daran vorbei streifte, Schnee und Reif rieselten herunter.

Trotzdem bewegte sich die Katze geräuschlos durch den dichten Bewuchs und Ommo tat es ihr nach so gut er konnte. Jeder der zwar schon Zwerge, aber noch nie einen zwergischen Jäger auf der Jagd gesehen hatte, wäre erstaunt gewesen,wie leise die sonst lautstark trampelnden und grummelnden Burschen sich bewegen konnten, wenn es sein musste. Trotzdem kamen sie nur langsam voran, denn selbst der geschickteste Zwergenjäger kann nicht so schleichen, wie ein Elf und schon gar nicht so wie eine Katze.

Endlich war ein Punkt erreicht, von dem aus Ommo den Bereich hinter der Straßenbiegung einsehen konnte: Ein mächtiger Baum war quer über die Straße gefallen und versperrte einem großen Wohnwagen den Weg, vor den zwei Maultiere gespannt waren. Auf der Ommo zugewandten Seite des Gespanns bedrohten zwei Goblins ein Orkmädchen. Der eine hatte ein rostiges Schwert, der andere eine kurze Lanze, die wohl auch schon bessere Tage gesehen hatte.

Ommo verkniff es sich, durch die Zähne zu pfeifen. Er taxierte die Lage und machte sich schnell einen Plan. Die beiden Goblins waren schon so gut wie tot. Ommo strich sein Gewehr an einem Baum an, sah zu Grisnira und nickte mit dem Kopf in Richtung desjenigen der beiden Goblins, der von ihnen aus gesehen rechts stand. In den klaren, grünen Katzenaugen las er, dass sie ganz genau verstanden hatte, was ihr bester Freund von ihr wollte.

Pech!

Ommo visierte sorgfältig den Kopf des linken der zwei Goblins an. Beide hatten, obwohl sie es nicht wussten, nur noch Sekunden zu leben. Auf ein leises „Pack ihn!“ von Ommo würde die Katze ihren Gegner, nein, ihr Opfer mit wenigen, lautlosen Sprüngen erreichen und ihn mit einem Genickbiss blitzschnell töten, während eine Kugel aus Ommos Büchse den Schädel des anderen Goblin platzen ließe…

So plante es Ommo. Doch dann konnte er nur mühsam einen seiner ausgesucht obszönen, ellenlangen zwergischen Flüche unterdrücken. Um den Wagen herum war ein weiterer Goblin aufgetaucht, dann noch einer und noch einer. Das war Ommo zu riskant…

Nicht dass Ommo nur einen Moment den leisesten Zweifel gehabt hätte, dass Grisnira und er mit fünf verkommenen, stinkenden Goblins fertig geworden wären. Das war kein Thema. Aber die beiden konnten eben nur zwei Gegner gleichzeitig ausschalten und die restlichen, absolut unberechenbaren Goblins hätten das Orkmädchen töten oder als Geisel nehmen können.

Also setzte Ommo die Waffe ab und Grisnira entspannte sich. Sie zogen sich lautlos ein Stück tiefer in den Wald zurück, so das sie noch weiter beobachten konnten, ohne zu riskieren entdeckt zu werden. Der Jäger verstand soviel von der üblen, krächzenden Goblinsprache, dass er mitbekam um was es ging: der Wagen des Orkmädchens enthielt so viel und so schwere wertvolle Ware, dass sie ihn im ganzen mitnehmen mussten, da sie sonst ihre Beute nicht hätten abtransportieren können. Außerdem wollten sie das Mädchen als Sklavin verkaufen, es bestand also keine direkte Lebensgefahr für sie.

Abwarten und Bier trinken

Wie es aussah, sollt es dabei in die Richtung gehen, in die sowohl Ommo, als auch das Orkmädchen unterwegs gewesen waren´ denn die Goblins machten sich mit viel Gezeter widerwillig daran, den Baum fort zu räumen. Jetzt wusste Ommo genug. Vorsichtig schlichen er und seine Katze außer Hörweite und kehrten dann zügig zum Pony zurück.

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Auf der Straße näherte sich Ommo nun der Biegung wieder soweit, dass er einigermaßen deutlich hören konnte, was dahinter vorging. Dann schlug er sich erneut in den Wald und fand auf einer kleinen Lichtung im Unterholz auch gleich einem geeigneten Platz zum Warten.

Nachdem er das Pony wieder angebunden und ihm den Futtersack umgehängt hatte, warf er ein Bärenfell auf den Boden. Aus den geräumigen Satteltaschen kramte er seinen Schnappsack. Ganz innen in der Satteltasche, direkt am Körper des Pferdes hatte er auch einige Flaschen Zwergenbier verstaut, wo sie die Körperwärme des Tieres davor bewahrte, einzufrieren.

Anschließend machte er es sich auf dem Bärenfell bequem, zückte sein Messer und entnahm dem Sack hartgeräucherte zwergische Wurst, Speck, scharfen Zwergenkäse und knusperiges Brot. Dazu trank er Bier und vergaß auch nicht, Grisnira, die sich behaglich an ihn geschmiegt hatte den einen oder anderen Brocken zukommen zu lassen.

Anschließend rülpste er unterdrückt, nestelte Pfeife und Tabaksbeutel hervor und begann zu rauchen. Als die Pfeife fast ausgebrannt war, hörte er, dass die Goblins das Hindernis wohl aus dem Weg geräumt hatten und sich mit viel Gezeter in Marsch setzten. Um sie zunächst einmal außer Sichtweite gelangen zu lassen, rauchte er fertig, klopfte sein Pfeife aus und packte sich in aller Ruhe zusammen.

Es geht weiter…

Kurz darauf tauchte das Dreigespann wieder auf der Straße auf, Ommo bestieg sein Pony und sie nahmen die Verfolgung auf. Hinter der Straßenbiegung begannen auch tatsächlich die Wagenspuren und die Goblins waren bereits außer Sicht. Auch ohne die Spuren, die sich in der dünnen Schneedecke abzeichneten, wäre die Verfolgung kein Problem gewesen: Zwar war Grisniras Katzennase lange nicht so fein wie die eines Hundes oder Wolfes, doch für die Verfolgung einer frischen Fährte reichte sie allemal aus. Zumal, wenn es sich um Goblins handelte, die so ekelhaft stanken, dass Ommo fast meinte, selbst er könne den Geruch noch wahrnehmen.

Noch einmal hatte Ommo kurz gewartet, um den Vorsprung der Goblins größer werden zu lassen, denn wie er wusste, war das letzte Stück der Straße vor dem Waldrand schnurgerade und er wollte außer Sicht bleiben. Es war nun schon fast dunkel und der Waldrand lag bereits ein gutes Stück hinter ihnen, als die Spur in einen Feldweg abbog.

Ommo glitt aus dem Sattel und schlich, das Pony am Zügel führend, den Weg entlang, Grisnira immer an seiner Seite. Es ging eine sanfte Bodenwelle hinauf und kurz vor der Kuppe ließ der Zwerg das Pony stehen und schlich mit der Katze weiter bis er über die Kante spähen konnte.

„Dachte ich es mir doch“, brummte er halb zu sich selbst, halb zur Katze, „natürlich stecken sie in Frelsings Baude“. Vor dem verlassenen Bauernhaus stand der Wagen des Orkmädchens und das eine Fenster, dass er von seinem Standpunkt aus sehen konnte, leuchtete rötlich. Nicht einmal die Maultiere hatte das verkommene Gezücht ausgespannt. Ommo schlich zu seinem Pony zurück, führte es zu einem Gebüsch etwas abseits des Weges und versteckte es so gut es ging. Dann löste er seine Axt vom Sattel. Das Gewehr ließ er an seinem Platz und nahm stattdessen die stabile, uralte Zwergenarmbrust mit, die schon Generationen von Drahtbärten hervorragende Dienste geleistet hatte. Diesmal würde es auf leises Töten ankommen, da war die Armbrust, so antiquiert die Technik auch war, ganz einfach die allererste Wahl.

Ommo und Grisnira umschlugen das Gehöft in einem großen Bogen und näherten sich ihm gegen den schneidenden Wind von Westen her. Auf dieser Seite des Gebäudes befand sich ein dichter Gehölzstreifen, der das Gehöft gegen den Wetterwinkel hin schützen sollte Durch diesen näherten sich ihm jetzt der Zwerg und seine Katze.

Aus dem Gehölz heraus konnte Ommo den Hof südlich des Gebäudes überblicken. Dort standen zwei Goblins herum, offenbar auf Wache. Die Armbrust war bereits gespannt. Zum zweiten Mal an diesem Tage machte der Zwerg eine Kopfbewegung in Richtung des einen Goblins und wieder signalisiert ihm die Katze mit ihren Augen, dass sie verstanden hatte.

Und diesmal passte es: Der eine Goblin wurde von 200 Pfund stahlharten Katzenmuskeln umgeworfen; sein Genick war durchgebissen ehe er noch auf dem Boden aufschlug. Gleichzeitig machte es „Twäng“, ein kurzes Sirren ertönte und dann gab es ein dumpfes, matschiges Geräusch, als der stählern Bolzen der Armbrust Schädelknochen und Gehirn des anderen Goblins durchschlug. Auch er fiel zu Boden, ohne auch nur noch einen Laut von sich zu geben.

Die Katze war schon wieder zum grimmig grinsenden Zwerg zurückgekehrt, der sie zwischen den Ohren kraulte, sich hin hockte, sie an sich drückte und ihr Freundlichkeiten zuflüsterte, die niemand einem Zwerg – und insbesondere nicht Ommo Drahtbart – zugetraut hätte. Zwerg und Katze schlichen jetzt zum Fenster und der Zwerg spähte hinein. Im Kamin der Baude prasselte ein Feuer, die drei übrigen Goblins saßen am Tisch und zechten, während das Orkmädchen auf einen Stuhl gefesselt war.

Ein kleines, aber tödliches Geschäft

Als die beiden wieder zum Gebüsch zurückgekehrt waren, war auch Ommos weiterer Plan fertig: „Kein Risiko. Irgendwann muss einer von den dreien pissen. Und garantiert wird die Drecksau nicht den Abort auf der Rückseite aussuchen, sondern sein Geschäft mitten auf dem Hof machen,“ murmelte Ommo, worauf ihn die Katze in einer Weise ansah, dass er wieder einmal geschworen hätte, dass sie jedes einzelne seiner Worte verstehen konnte. Böse Zungen behaupteten später übrigens, dass Ommo mit seiner Einschätzung der Uriniergwohnheiten seiner Gegner lediglich von sich auf diese geschlossen hätte.

Ommo spannte seine Armbrust wieder. Er wartete, während sich die Katze vertraulich an seinen Oberschenkel drückte. Ob er nun von sich auf andere geschlossen hatte oder auch nicht, er lag jedenfalls richtig. Es dauerte nämlich nicht lange, da torkelte ein Goblin aus der Tür. Der Idiot war tatsächlich so besoffen, dass ihm das Fehlen der zwei Wachen erst gar nicht auffiel. Ommo wartete noch ein wenig, bis er das Plätschern eines kräftigen Urinstrahls hörte und drückte dann ab.

Auch dieser Goblin fiel praktisch geräuschlos um und war tot bevor er, noch mit seinem Schwengel – oder was immer Goblins anstelle eines solchen haben mochten – in der Hand auf dem Boden aufschlug. Wiederum grinste der Zwerg grimmig in den dichten, roten Bart unter seiner mächtigen Nase hinein.

Zugriff!

Aber jetzt ging es um die Wurst; wenn er zögerte, könnte den verbleibenden Goblins das Ausbleiben ihres Kameraden auffallen. Er lehnte die Armbrust an einen Baum und griff zur Axt. So schnell er konnte, schlich er zur Tür, die nur angelehnt war, die Katze immer an seiner Seite. Drinnen hörte er die zwei verbliebenen Goblins krächzen. Dann ging alles sehr schnell. Ommo stieß die Tür auf und stürmte in die Stube und auf den rechten der beiden Burschen zu. Die Katze machte einen Satz quer durch den Raum, so dass sie zwischen dem Orkmädchen und dem linken Goblin landete, drehte sich blitzschnell um, sprang ihn an und zerfetzte seine Kehle.

Währenddessen schaffte es der rechte Goblin – vielleicht war er ja nicht gar so betrunken – noch, aufzuspringen und mit der Hand zum Schwertgriff zu fahren. Doch während noch sein Stuhl nach hinten polterte, fuhr auch schon die zweihändige Zwergenaxt auf ihn nieder, spaltete seinen hässlichen Schädel in der Mitte und fuhr bis tief in den Brustkorb.

Ommo stemmte einen Fuß gegen die Goblinleiche und zerrte sein Axt heraus.Dann sah er nach links und stellte fest, dass der andere Goblin ebenfalls gefallen war. Doch was er sah, als sein Blick zu der jungen Orkfrau auf dem Stuhl wanderte, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren, obwohl er es draußen kurz zuvor noch einmal mit einem herzhaften Schluck guten Orkschnapses aus seinem Flachmann aufgewärmt hatte.

Hinter dem Mädchen stand ein weiterer Goblin, hatte ihren Kopf an den Haaren zurückgezogen und hielt ihr ein rostfleckiges, aber zweifellos ausreichend scharfes Messer an die Kehle. Triumphierend und herausfordernd grinste er Ommo an, der jetzt auch begriff, was hier los gewesen war: schräg hinter dem Stuhl mit dem Orkmädchen befand sich auf dem Boden ein Lager aus fauligem Stroh und unsäglich dreckigen Lumpen, genau unter dem Fenster, durch das Ommo in die Stube gespäht hatte. Dort musste der sechste Goblin gelegen haben, so dass Ommo ihn nicht sehen konnte. Und offenbar hatte dieser – oder auch ein anderer der Goblins – die Stellung im Schlupfwinkel gehalten, während die anderen fünf auf Raubzug waren.

Ein Zwerg verhandelt

Ärger, Wut und maßloses Enttäuschung machten sich in Ommo breit. Da überlegte zwerg sich einen astreinen Plan, führte ihn präzise aus und – hatte dann genau die Situation, die von Anfang an vermieden werden sollte. Fünf Goblins draußen im Wald, fünf in der Stube – wer sollte, bei Hljomr, da ahnen, dass sich noch ein sechster so idiotisch unter dem Fenster herumfläzte, dass er von draußen nicht zu sehen war?

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Aber Ommo Drahtbart wäre nicht Ommo Drahtbart gewesen, wenn er sich nicht in Sekundenschnelle wieder im Griff gehabt hätte. Er setze erst ein breites Grinsen auf, lachte dann anerkennend und sagte zu dem Goblin:

„Na Kamerad, da habt ihr euch aber wacker geschlagen! Wie es aussieht, werden wir beide das Geschäft nun gemeinsam machen müssen…“

„Wass firr Gäschäfft?“ krächzte der Goblin.

„Na, dass mit dem Lösegeld, mein Freund! Wisst ihr nicht, dass dies die Tochter eines reichen Orkhäuptlings ist, der jede Summe bezahlen wird, um sie heil zurück zu bekommen? Ich habe sie schon im Wald verfolgt, aber ihr seid mir dort zuvor gekommen…“

„Lösegälld? Wie meinen Härr Zwärrg?….“

„Ja, mein Verehrter! Ich gedachte, euch dieses Mädchen abzunehmen, aber offensichtlich wart ihr geschickter als ich…“

Ommo neigte den Kopf in höflicher Anerkennung zu dem Goblin hin, vermied es aber tunlichst in die entsetzt aufgerissenen Augen des Orkmädchens zu sehen.

„Wirr als Sklavin verkaufen wollen, äh… äh… ich nix märr saggen, dass Trick von Herr Zwärrg!“

„Nein, nein, kein Trick….“

„Schluss jätzt, ihr main Kammeradden tötten. Ich nix trauen Härr Zwärrg! Ich jätzt nämmän Mäddchän, gähän hirr raus und Härr Zwärrg machän nix Bäwägunk sonst Mäddchänn krrrrrk.“

„Dann solltet ihr aber gut aufpassen, mein Freund….“ meinte Ommo, wies mit einer leichten Kopfbewegung hinter den Goblin und blickte auch in die gleiche Richtung.

„Hrrrch, hrrch,“ lachte der Goblin „dass altte Trick. Zwärrgge immär däncken, Goblins blödd….“

Der Goblin schüttelte sich vor Lachen, dabei musste er das Messer ein Stück von der Kehle des Orkmädchens entfernen. Auf einmal hörte er auf zu lachen und sein Augen weiteten sich in plötzlichem Verstehen und Entsetzen. Doch ihm war zu spät eingefallen, was er die ganze Zeit nicht beachtet hatte. Im nächsten Augenblick schlossen sich zwei gewaltige Kiefer um seinen Hals, dolchspitze Fangzähne drangen in sein Genick und mit einem hässlichen Knirschen wurden die Halswirbel zermalmt.

Das Messer fiel zu Boden und der Körper des Goblin sackt in sich zusammen. Stolz wie ein Spanier kam Grisnira auf ihren besten Freund zu und wieder einmal hätte Ommo schwören können, dass ihn die Katze angrinste.

Puh!

Aber darüber wollte er jetzt nicht nachdenken. Aschfahl sackte er auf eine der herumstehenden Stühle, zog ein blaugeblümtes Taschentuch hervor und wischt sich den Schweiß von der Stirn.

„Das… Das war knapp! Grisnira, wenn ich Dich nicht hätte. Hljomr, sei Dank, nein, noch mehr Dank sei Vidja, die dich mir geschenkt hat…“ Er tätschelte die Katze, die artig Köpfchen gab und zufrieden schnurrte. Dann erhob er sich und befreite das Orkmädchen von ihren Fesseln.

„Und ihr wollt mich wirklich nicht verkaufen, Herr Zwerg?“ fragte sie.

Ommo hatte sich mittlerweile wieder gefasst und polterte: „So ein Blödsinn! Hätte ich dich dann losgebunden? Und seit wann handeln zwergische Jäger mit Orkmädchen? Ich musste doch etwas reden um diesen ekelhaften Scheisshaufen da solange hinzuhalten, bis er Grisnira eine Gelegenheit bot…“

Das überzeugte das Orkmädchen: „Na dann vielen lieben Dank, lieber Herr Zwerg! Wie kann ich Euch das je danken?“

„Am besten, indem Du mich nicht ‚ihr‘ und ‚Herr Zwerg‘ nennst! Ich heiße nämlich Ommo und man kann auch ‚du‘ zu mir sagen, wenn es pressiert. Und das ist Grisnira, meine beste Freundin.“

„Na, also dann: lieber Ommo…“ Sie war nicht besonders groß, aber kräftig und recht muskulös wie die meisten Orkfrauen. Immerhin war sie aber so groß, dass sie dem Zwerg einen dicken Kuss auf die Stirn geben konnte als sie ihn in die Arme nahm.

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Dann stutzte sie: „Ommo? Ommo Drahtbart etwa? Ich glaube ich kenne Dich! Bist Du aus Grimrborg und hast vor ein paar Jahren mal Geschäfte mit meinem Vater gemacht? Mit Grek’narr aus Laubschatten…“

„Ja sicher, genau der bin ich! Und ich erinnere mich auch an ein freches, kleines Orkmädchen…. Aber Deinen Namen habe ich vergessen…“

Das Orkmädchen, das gerade die Katze streichelte und kraulte, was diese sich gerne gefallen ließ, zog einen Schmollmund: „So? Du hast also die nette, kleine Shir’kra vergessen!“

„Aber nein, wo werde ich! Nur deinen Namen…Und ich weiß noch genau wie kitzlig Du bist – und auch wo!“ Er kitzelte sie am Brustkorb unter den Armen, was sie sich lachend gefallen ließ, obwohl er dabei ihre festen, vollen Brüste berührte. Dann hielt er sie auf Armeslänge von sich und sah sie an: „Du bist ja eine stramme junge Frau geworden, muss ich sagen!“

Shir’kra lachte und gab ihm noch einen Kuss auf die Stirn. „Na sowas! Wer hätte das gedacht, dass aus Mädchen Frauen werden… Aber wir sollten jetzt sehen, dass wir verschwinden. Ich glaube zwar eher weniger, dass diese Goblins noch Komplizen in der Nähe haben, aber man kann ja nie wissen. Und außerdem riecht es hier grauenhaft!“

Sie suchten also Shirk’ras Dinge zusammen, soweit die Goblins sie in die Baude geschleppt hatten. Das war allerdings nicht viel, lediglich einige Schnapsflaschen und ihre Waffen, die Ladung hatten sie im Wagen gelassen. „Es fehlt offenbar so gut wie nichts, nur die ausgesoffenen Schnapsflaschen und etwas Proviant“ freute sich Shir’kra.

„Na dann ist ja alles in Ordnung,“ brummte Ommo zufrieden, „und ich dachte schon, alles ist aus, als auf einmal der sechste Goblin da war.“

„Es ist ja doch gut gegangen. Und jetzt komm zu mir auf den Wagen“, meinte Shir’kra, „dein Pony wird es Dir danken,wenn es einmal nicht zu tragen braucht und außerdem ist es behaglich auf dem Kutschbock, ich hab genug Felle dabei…“

Schließlich rumpelten der Zwerg und das Orkmädchen mit dem Wagen los. Grisnira lag im Fußraum auf einem Fell vor der Spritzwand des Kutschersitzes und wärmte ihnen die Füße. Sie hatten sich warm in Felle eingehüllt und Shir’kra kuschelt sich schläfrig und zutraulich an den Zwerg. Es war ein gutes Gefühl, ihren strammen, warmen Körper zu spüren, auch für einen Zwerg. Es ist nämlich überhaupt nicht wahr, dass Zwerge aus Stein sind und gerade für Ommo Drahtbart galt das besonders.

Später…

Nach einem guten Abendessen im Durchgegangen Gaul zu Halberweg entschied Shir’kra, dass Ommo kein Geld für die Übernachtung im Gasthaus auszugeben brauche, sondern bei ihr im Wagen schlafen könne. Mit gemischten Gefühlen willigte der Zwerg ein. Nicht das Ommo Angst oder Abscheu vor weiblichen Wesen gehabt hätte. Er war ihnen gegenüber nicht einmal gleichgültig, wie das bei nicht wenigen Zwergen der Fall war. Aber es war ihm doch ein wenig unheimlich, wie dieses Orkmädchen ihn in aller Unschuld abschleppte.

Shir’kras Wagen war ein typischer Händlerwagen, wie er in diesem Teil von Endom üblich war. Im vorderen Teil nahm ein Bett die ganze Breite des Wagens ein, das nach Art der Waldorks mit Unmengen von Fellen ausgestattet war. Ommo wurde zunehmend unruhiger, als er merkte, dass es im Wagen ansonsten keine Schlafgelegenheit gab.

Shir’kra zog sich ohne Umstände vollständig aus und schlüpfte splitternackt zwischen die Felle. Ommo bekam so etwas ähnliches wie einen roten Kopf und meinte: „Hmmm, hier auf dem Boden werde ich es mir mit meinen Pelzen und meinem Schlafsack bequem machen….“

„Rede keinen Unsinn und komm zu mir,“ schmollte Shri’kra.

„Also, äh… Nun, ja… Du brauchst dich nicht verpflichtet zu fühlen, weil ich dich vor den Goblin gerettet habe…“

„Das hat doch damit überhaupt nichts zu tun!“

„Äh, hmmmm, eigentlich wollte ich auch derzeit nicht unbedingt heiraten….“

„Wer redet denn von heiraten?“

„Nun, eigentlich wollte ich auch keine feste Beziehung eingehen…“

„Also, Herr Zwerg, jetzt hör mir mal gut zu!“ Shir’kra hatte sich im Bett aufgesetzt und zeigte mit ihrem Finger auf Ommo. Ihre olivgrüne Haut schimmerte samtig. „Ich will noch lange nicht heiraten. Wir beide verstehen uns offenbar sehr gut und ich glaube auch, dass wir dicke Freunde werden. Es ist sehr kalt und zu zweit ist es ganz einfach wärmer im Bett. Dabei die Kleider anzubehalten wäre ausgemachter Blödsinn, weil es sehr unbequem ist. Und warum soll man nicht ein wenig Spaß haben, wenn man nackend miteinander im Bett liegt und sich gut versteht? Wo ist da das Problem?“ Dabei blitzten ihre schneeweißen Fangzähne und die Spitzen ihrer Ohren vibrierten vor Empörung, so dass die vielen goldenen Ring darin zitterten.

Gegen diese Dialektik konnte Ommo nicht an. „Ich sehe schon, Du bist nicht nur eine hübsche und knackige, junge Orkfrau, sonder auch noch eine recht gescheite. Was soll ein einfacher Zwerg da noch sagen,“ lachte er, während er sich auszog.

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Shir’kra streifte das weißgetupfte, rote Ungetüm, dass Ommos Unterhose darstellte, mit einem amüsierten Blick, was dieser aber gar nicht wahrnahm. Nachdem seine moralischen Bedenken zerstreut waren, hatte er es nämlich recht eilig, zu der grünen Frau ins Bett zu kommen, die ihn auch gleich in ihre kräftigen Arme zog.

„Hui, das kitzelt! Sind alle Zwerge so haarig?“ kicherte Shir’kra. Ommo war, wie alle Zwerge, in der Tat stark behaart. Nicht nur auf seinen Unterarmen, Beinen, seinem Bauch und seiner Brust, sondern auch auf seinen Oberarmen, seinen Schultern und einem Teil seines Rückens wuchs dichtes, lockiges, dunkelrotes Haar.

„Hach und deine Muskeln,“ gurrte sie. „Deine Arme sind ja so dick wie meine Oberschenkel…. Und wie hart sie sind, deine Muskeln. Und nicht nicht nur die Muskeln, meine Fresse…“

Grisnira hatte sich unauffällig entfernt und lag auf Ommos Pelzen am Boden des Wagens. Den Kopf hatte sie diskret in die andere Richtung gedreht und dachte sich ihr Teil. Schließlich erlebte sie so etwas nicht zum ersten mal, denn ihr bester Freund war alles andere als ein Kind von Traurigkeiten.

Als es nach einer längeren Zeit ruhig geworden war, stand sie auf, streckte sich und hüpfte graziös auf das Bett. Ommo lag mit Shir’kra in der Löffelchenstellung und zwar so, dass diese vorne lag. Das schwarze Tier drängelte sich ungeniert hinter Ommo, der daraufhin die Felle hob, so dass sie ganz nahe zu ihm schlüpfen konnte. Sie schnurrte wohlig, klappte ihre wunderschönen grünen Augen zu und war auch schon eingeschlafen. Es war ein ereignisreicher Tag gewesen und auch Schneepanther brauchten, wie alle Katzen, ihren Schlaf….

„Ach, das war so schön, mein lieber Herr Zwerg,“ meinte die Orkfrau. „Endlich mal ein richtiger Mann, der arbeitet und nicht nur spielt.“

„Das Fräulein Ork scheint sich ja richtig aus zu kennen,“ stichelte Ommo.

„Nein. Eben nicht. Ich hatte bisher zwei Jungs, bei uns aus der Gegend, aber eben Jungs. Es war sehr schön, sie waren beide sehr lieb und auch irsinnig in mich verknallt und ich auch in sie. Nacheinander versteht sich. Ich möchte diese Erlebnisse nicht missen. Aber mit dir war das nochmal eine ganz andere Qualität – oder wie man da sagen soll… Und überhaupt: Ich war auf jeden Fall nicht die erste Orkin mit der Du es getrieben hast. Das habe ich genau gemerkt, weil du genau weißt, wo und wie du bei uns hinfassen musst.“

„Habe ich doch auch nicht behauptet,“ schmunzelte Ommo und knabberte an ihrem Ohrläppchen. „Weißt du, der Finsterwald ist so groß und da kann sich ein kleines Zwerglein schon einmal einsam fühlen, wenn es ganz allein auf der Jagd ist. Und wenn es sich dann in der finsteren Nacht an ein nettes Orkfrauchen kuscheln kann – wer würde da nein sagen?“

Ommo grinste in sich hinein. Zwergensex war eben Zwergensex. Viele Zwerge zeichneten sich durch sexuelles Desinteresse aus, weil sie nur ihre Arbeit im Kopf hatten. Aber es gab auch andere, solche wie Ommo. Und die fanden die Frauen aller Rassen zuerst süß und knuddelig, weil sie sie schön kurz und dick und knuffig waren. Und so herrlich haarig und bärig-brummig. Wehe aber, eine Frau nahm solch einen netten Kerl mal in den Arm und kam ihm so nahe, das sie seine Pheromone roch. Dann war es um sie geschehen und sie erfuhr, dass an Zwergen alles kurz und dick und nicht nur die Muskeln hart waren. Und das Zwerge alle Arbeiten zwar langsam und bedächtig, aber gründlich, mit Sorgfalt, Ausdauer und sehr viel Liebe zum Detail verrichteten…

Von hinten gab die Katze warm, von vorne das Orkmädchen. Nicht dass es einem Zwerg etwas ausgemacht hätte, in der bittersten Kälte draußen zu schlafen. Schon gar nicht einem knallharten Jäger vom Kaliber eines Ommo Drahtbart. Aber wenn zwerg es fein gemütlich und kuschelig warm haben konnte, warum sollte „ein kleines Zwerglein“ da nicht dankbar sein?

Shir’kra kuschelte sich noch fester an ihn und kurz darauf merkte er an ihrem gleichmäßigen Atem, dass sie eingeschlafen war. Er seufzte wohlig, dankte Hljomr, das er auf der Welt und ein Zwerg war sowie Vidja, dass er ein Jäger sein durfte. Und dann fing er nach bester Zwergenart an zu schnarchen…

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