Online-Rollenspiele sind eine tolle Sache, kosten aber Geld. Nicht jeder, der gerne WoW, WAR, Lineage, Age of Conan oder was auch immer spielen würde, kann oder will die monatliche Gebühr bezahlen, die das Spielen auf den offiziellen Servern kostet. Es gibt aber auch private Server, so genannte Freeshards, auf denen man kostenlos spielen kann. Ist das die Lösung für den MMORPG-Fan mit dem schmalen Geldbeutel?
Wenn man jemanden trifft und im Gespräch feststellt, dass er oder sie das gleiche MMORPG spielt, wie man selbst, ist die nächste Frage die nach dem Server. Meist ist es einer der offiziellen, manchmal bekommt man aber auch zu hören, dass der oder die andere auf einem privaten Server, einem Freeshard also, spiele. Der Vorteil liegt klar auf der Hand: Es kostet nichts. Was aber ist der Haken bei der Sache und gibt es überhaupt einen?
Dalaran in World of Warcraft: Aufbau und Betrieb komplexer Online-Welten erfordern einen hohen Aufwand, den sich die Anbieter natürlich über Spielgebühren bezahlen lassen.
Verlockung Freeshard
Zugegeben, es ist eine verlockende Vorstellung, alle möglichen Online-Spiele für lau zu spielen. Wenn man World of Warcraft, Herr der Ringe Online, Warhammer online, Age of Conan, Lineage II und wie sie alle heißen mit regulären Accounts spielt, geht das schon ein wenig ins (Taschen-)Geld. Wenn man gar mehrere Spiele gleichezeitig spielt, kann das sogar für ein Erwachsenen-Budget ein spürbarer monatlicher Posten werden. Auf jeden Fall, wenn es mit der Daumenbreite nicht allzuweit her ist, wie das heute ja leider bei vielen Haushalten – vor allem eben auch bei solchen mit Kindern – der Fall ist.
Bei Kids mag auch noch eine Rolle spielen, dass man nicht nur die Abo-Gebühr von den Eltern erbetteln oder vom Taschengeld abzwacken muss: Zumindest wenn man von sponsored by Papi oder Mami zocken will, muss man denen ja zuätzlich auch noch klar machen, warum dieses oder jenes MMORPG dringend erforderlich ist. Eine vermeidliche Diskussion, wenn man sich den Client einfach saugt, installiert und einen Account auf einem Freeshard erstellt.
Rechtliche Risiken bei privaten Servern
Allerding ist lange nicht alles Gold, was glänzt. Da wäre zunächst einmal das rechtliche Problem. Wer sich einen regulären Account zulegt, kauft dazu auch den Client und ist auf der sicheren Seite. Auf Freeshards wird unter Umständen mit Raubkopien gespielt, was problematisch werden könnte. Oft jedoch bietet der Betreiber eines Onlinespieles den kostenlosen Download des Clients an, mit dem man dann einen ebenfalls kostenlosen Probeaccount nutzen kann. In diesem Falle ist die Client-Software keine Raubkopie und die Benutzun daher allenfalls ein Verstoß gegen die EULA und damit keine Straftat sondern lediglich ein Vertragsbruch. Der kann zwar keine Geld oder Haftstrafe, aber theoretisch immerhin Schadenersatzforderungen nach sich ziehen. Aber wirklich eher theoretisch. Ich frage mich übrigens immer noch, inwiefern ein „Vertragsabschluss“ per Klick in ein Kästchen auf dem Bildschirm überhaupt vor einem Gericht Bestand hat – vor allem, wenn die EULA nicht in der Muttersprache des Benutzers war.
Ein tatsächliches Risiko geht der Betreiber eines Freeshards ein. Verwendet er die Original-Serversoftware, dann hat er auf jedenfall mal eine Raubkopie und kann deswegen belangt werden. Daher werden hier wohl gerne Clones der Originalsoftware gefahren, die aber rechtlich auch nicht ganz unproblematisch sind. Zum einen liegt immer der Verdacht nahe, dass ein Reengineering des Originals stattgefunden hat, was verboten oder zumindest rechtlich fragwürdig ist. Zum anderen können auch bestimmte Algorithmen geschützt sein, so dass schon deren Nachprogrammieren mit etwas andeem Code einen Verstoß gegen das Urherberrecht darstellt. Schließlich kann ich mir aber auch kaum vorstellen, dass man einen Server-Clone programmieren kann, ohne irgendwelche Schutzrechte an Designs, Namen oder Verfahren zu verletzen.
Probleme des Spielers
Das sind jedoch Probleme des Betreibers, die dem Spieler im Grunde – bis auf einen Aspekt, auf den ich später komme – egal sein können. Welche Probleme aber erwarten den Freeshard-Zocker?
Zunächst gibt es auf Freeshards manchmal Dinge, die scheinbar besser sind als auf den Originalservern. Mögliche Features sind zum Beispiel schnelleres Leveln, ein höherer Endlevel, mehr Schaden, Rüstung, Gesundheit, bessere Items oder mehr Ingame Money beim Start. Das sind Sachen die verlockend klingen aber im Endeffekt genau nichts bringen: Sie stehen ja auch allen anderen Spielern zur Verfügung. Außerdem sind solche veränderlichen Parameter auf den Originalservern fein abgestimmt und Veränderungen daran können die Balance des Spieles empfindlich stören.
Dazu kommt, dass auf Freeshards oft ältere Versionen des Spieles laufen und das es genauso oft haufenweise Bugs gibt. Ich habe mal einen WoW-Freeshard ausprobiert, der wirklich nicht toll funktionierte: Die Version war so veraltet, dass die Questtexte zumindest teilweise noch englisch waren. Außerdem gab es immer wieder Störungen und Hänger, von Bugs gar nicht zu reden. Und das größte Problem der Freeshards: Gähnende Leere. Das ist nicht nur langweilig, sondern macht auch das Lösen von Gruppenquests und den Besuch von Instanzen praktisch unmöglich.
Selbst wenn man das Glück hat, einen Freeshard zu finden, der quasiprofesionell geführt und gut besucht ist, ist man noch lange nicht aus dem Schneider. Ein Freeshard kann von heute auf morgen verschwinden: Sei es, dass die Betreiber die Lust verlieren, sich verstreiten, das Geld ausgeht oder der Anbieter des Originals es schafft, den Freeshard schließen zu lassen. Gerade der letzte Fall wird wohl umso wahrscheinlicher, je besser besucht und je professioneller ein privater Server betrieben wird – sprich: je mehr Spielspaß er tatsächlich bietet. Daher auch weiter oben die Ausführungen zu den rechtlichen Problemen des Betreibers, die ansonsten ja nicht die des Spielers sind. Aber für den ist es eben mehr als ärgerlich, wenn er monatelang einen Charakter gelevelt, geskillt und ausgerüstet hat – und der ist dann auf einmal einfach weg, weil der Server geschlossen wurde.
Allenfalls ein Notbehelf
Alles in allem ist das Spielen auf Freeshards also wirklich keine Alternative zu den Originalservern sondern in aller Regel höchstens ein äußerst dürftiger Notbehelf für Leute, die wirklich nicht die zehn oder fünfzehn Euro für einen regulären Account aufbringen können. Denn mit den Originalen lassen sich Freeshards kaum jemals vergleichen. Und wenn man sich es recht überlegt: Vor allem, wenn ein Online Rollenspiel so viele Spieler hat wie WoW, ist es für den Betreiber in der Tat eine echte Cash-Cow. Das ändert aber nichts daran, dass der einzelne nicht so furchtbar viel bezahlt, wenn man sich einmal klar macht, was man für das gleiche Geld sonst kaufen könnte. Die Monatsgebühren der gängigen MMORPGs bewegen sich nämlich in etwa im Bereich der Kosten von zwei Kinokarten oder ein paar Halben Bier. Und die spart man damit garantiert wieder ein…
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