Ein Ego Shooter ist auf einem Fantasy-Blog zwar ein wenig off topic, aber da es hier ja auch um Rollenspiele für den Computer geht, denke ich, dass das nicht so schlimm ist. Vor allem, da ja Spiele wie World of Warcraft auch gerne als problematisch und als Killerspiele angesehen werden, denke ich, dass ein Seitenblick auf einen echten Ego Shooter hier nicht schaden kann, zumal er alt aber gut ist.
Um mir auch ein mal ein Bild von echten „Killerspielen“ zu machen, wollte ich schon länger einmal das berühmt-berüchtigte Counter Strike ausprobieren. Ich kaufe meine WoW-Gamecards immer in einem Markt einer bekannten Elektronik-Kette, bei der ich sonst kaum etwas kaufe, weil ich so blöd dann auch wieder nicht bin. Aber die Gamecards sind dort eben immer vorrätig, was beim Elektronik-Markt meines geringsten Misstrauens leider nicht der Fall ist. Außerdem werfe ich bei Besuchen im Computerladen immer gerne einen Blick auf die preisreduzierten Spiele. (Zum Kauf von Games, die noch den Originalpreis kosten, bin ich nämlich viel zu geizig.)
Im besagten Laden fand ich also neben Drakensang zu 6,90 € auch die Counter Strike Anthology für 15,90 €. Ich wollte die beiden Spiele schon tränenden Portemonnaies kaufen, da fiel mir ein, dass ich sie mir auch von meiner Chefin zum Geburtstag wünschen könnte und bat meinen Sohn, der dabei war, dass er die beiden Spiele seiner Mami zeigen sollte. Auf dem Geburtstagstisch fand ich dann neben den anderen Geschenken nur Drakensang, denn zum Kauf eines „Killerspieles“ hatte sich die Tochter meiner Schwiegermutter dann aus erzieherischen Gründen doch nicht durchringen können.
Also watschelte ich noch am gleichen Tag wieder in den Laden und schenkte mir die Counter Strike Anthology selbst zum Geburtstag. An der Kasse musste ich übrigens tatsächlich meinen Ausweis vorzeigen – an meinem 52. Geburtstag (!) – um sicher zu stellen, dass ich auch schon 18 war.
Counter Strike und andere Ego Shooter
Auf der Counter Strike Anthology befinden sich neben dem Steam Client von Valve, der das Spielen von Valve-Games über das Netz organisiert, auch noch andere Shooter, die auf der Half-Life-Engine basieren: CS Condition Zero und CS:CZ Deleted Scenes, zwei Versionen von CS, die man alleine gegen computergesteuerte Gegner spielen kann. Für die, die es noch nicht wissen: Counter Strike ist ein kompromissloser Shooter, der auf der Engine des Spieles Half Life basiert. Wie ich vermute, wurde Counter Strike vor allem auch als Shooter für Wettkämpfe entwickelt, auf jeden Fall aber eignet er sich gut für so etwas.
Bei Counterstrike gehört man entweder zu einer Gruppe Terroristen oder zu einer Anti-Terror-Einheit. Es gibt zwei Szenarios: Entweder müssen die Terroristen ein Bombe zur Explosion bringen oder die Anti-Terror-Einheit muss Geiseln befreien. Die jeweils andere Fraktion muss die Aufgabe der einen vereiteln. Es gibt verschieden Spielumgebungen, Maps oder Karten genannt, mit Freiflächen, Räumen, Ecken hinter denen man lauern und Dingen, hinter denen man Deckung nehmen kann. Das Spiel ist sehr schnell, wer stirbt, scheidet für die jeweilige Runde aus und muss auf der Zuschauerbank warten bis eine neue Runde startet. Die verbleibenden Mitglieder der Gruppe können dann versuchen, die Runde trotz einem oder mehrerer Verluste doch noch für sich zu entscheiden, was auch durchaus gelingen kann, zumal man ja dem Gegner ebenfalls Leute wegschießen kann. Für Erfolge gibt es virtuelles Geld, dass man dann für eine bessere Ausrüstung ausgeben kann, so das man die Möglichkeit hat, sich von Runde zu Runde zu verbessern. Mit einem speziellen Editor, der bei den auf die Source Engine portierten Versionen der Spiele aus der Halflife-Familie zum Lieferumfang gehört, aber auch kostenlos von Valve heruntergeladen werden kann, kann man sogar eigene Maps bauen.
Day of Defeat
Counter Strike selbst konnte mich nicht so sehr begeistern, dafür aber das ebenfalls auf der Half Life Engine basierende Spiel Day of Defeat, kurz auch DoD genannt, welches man sich für 4,99 € von der Steam-Website herunterladen kann (wenn man die CS Anthology hat, ist der Download offenbar sogar inbegriffen, jedenfalls musste ich nichts dafür bezahlen). Man könnte dieses Spiel auch als „Counter Strike im Zweiten Weltkrieg“ bezeichnen, denn genau der ist der Hintergrund. Genauer gesagt geht es um den Vormarsch der Alliierten nach der Landung in der Normandie. Die Maps zeigen recht nett gestaltete französische, italienische, niederländische oder deutsche Orte auch mal einen Wald oder eine Festung des Atlantikwalls und ähnliche Schauplätze.
Außer Geländestrukturen und (teilweise zerbombten und zerschossenen) Gebäuden aller Art enthalten viele Maps auch unterirdische Gänge, Kanäle und Bunker. Es gibt auch Maps, die lediglich abstrakte Strukturen und eine Art einfache Gebäude enthalten, die mit einer Art Kachelmuster in einer einheitlichen Farbe texturiert sind. Diese Maps heißen nach der Farbe, in der sie gehalten sind: „Green“, „Purple“, „Orange“ usw.
Deutscher oder Alliierter?
Man kann als Soldat der Alliierten (je nach Map Briten oder Amerikaner) oder als solcher der Achsenmächte (immer Deutsche) kämpfen. Am bescheuertsten sehen die Briten aus in ihren kackbraunen Kampfanzügen und lächerlichen Stahlhelmen. Die Amerikaner gehen gerade so, richtig schick sind nur die Deutschen. Tatsächlich ist der alte deutsche Wehrmachtsstahlhelm ja auch die einzige Hurratüte, mit der man nicht aussieht wie ein Vollidiot, sondern sogar direkt gut. Vielleicht war die Gestaltung der Uniformen ja eine Vorsichtsmaßnahme, weil die Entwickler fürchteten, dass niemand die bösen Krauts spielen wollte, wenn sie nicht optisch besonders gut daherkämen? Oder hatten sie eine klammheimliche Sympathie für die alte deutsche Wehrmacht? Es kann aber natürlich auch sein, dass es lediglich mein subjektiver Eindruck ist, dass die deutschen Soldaten am besten aussehen. Tatsächlich werden sie nach allem, was ich bisher feststellen konnte, recht gerne gespielt und gewinnen auch oft.
Die Waffen, die man einsetzen möchte, muss man sich nicht verdienen und kaufen, sondern kann frei zwischen verschiedenen Infantriewaffen wählen: Als Grenadier bekommt man den guten, alten Karabiner 98, ein Unteroffizier hat eine MPi, bei der Stoßtruppe gibt es den Selbstladekarabiner 43 usw. In manchen Maps sind bestimmte Waffen nicht erhältlich – möglicherweise liegt das daran, dass der Entwickler aufgrund der Eigenheiten der jeweiligen Karte beispielsweise Maschinengewehre nicht für sinnvoll ansah. Neben diesen Primärwaffen gibt es noch so genannte Sekundärwaffen: Messer oder Spaten, eine Pistole und bei den meisten Klassen auch Handgranaten. Geschossen wird in der Standardbelegung mit der linken Maustaste, die rechte löst bei den Primärwaffen eine Sonderfunktion aus: Sie macht zum Beispiel die Panzerfaust schussbereit, lässt einen mit dem Scharfschützengewehr anlegen und durchs Zielfernrohr gucken, löst beim Karabiner 98 des Grenadiers einen Bajonettstoß aus und beim Selbstlader K 43 der Sturmtruppe einen Kolbenhieb. Die Tasten für die verschiedenen Funktionen der Waffe und des übrigen Spiels lassen sich übrigens in einem besonderen Konfigurationsdialog frei wählen.
Die einzelnen Waffen haben alle ihre Vor- und Nachteile. Wer meint, er könne einfach mit dem MG 42 losmarschieren und alle Gegner niedermähen ist auf dem Holzweg und wird sein blaues Wunder erleben: Wie jede automatische Waffe wandert der Trefferpunkt dieser Waffe nach oben aus und man trifft mit ihr nur vernünftig, wenn man mit der rechten Maustaste das Zweibein ausklappt und auf dem Boden oder einer Sandsackbarriere aufsetzt. Auch die Sturmgewehre und Maschinenpistolen sind bei Feuerstößen und Dauerfeuer nicht einfach zu beherrschen.
Im Prinzip kann man sagen, dass höhere Feuergeschwindigkeit mit schlechterer Zielgenauigkeit und geringerer Durchschlagskraft erkauft wird. So ist der auf den ersten Blick altväterlich anmutende , gute, alte K 98 gar keine schlechte Wahl. Ich bevorzuge ihn in allen Situationen, in denen die Feuergeschwindigkeit trotz des hübsch animierten, nach jedem Schuss erforderlichen und automatisch statfindenden Repetierens ausreicht, vor allem auch dann, wenn man weit schießen muss. Geht es aufgrund von sehr fixen Schützen, der Mapgestaltung und/oder der Spielerzahl flotter zu, weiche ich auf den Selbstladekarabiner 43 aus, mit dem auf Kosten von Zielgenauigkeit und Durchschlagskraft schnell hintereinander mehrere Schüsse abgegeben werden können. Manchmal nehme ich dann auch das Sturmgewehr und nur in Spielsituationen, in den fast hinter jeder Ecke ein Gegner lauert, die Maschinenpistole. Die Einsatzbereiche der MGs, dem Fallschirmjägergewehr, einer Mischung aus Scharfschützen-, Sturm und Maschinengewehr sowie der Panzerfaust sind eher klein, auch wenn es Maps gibt, auf denen ich gerne einmal zum mit Zielfernrohr versehenen K 98 der Scharfschützen greife und auf kurze Entfernungen dann eben mit der Pistole, der bewährten 08, schieße.
Aufgaben und Spielverlauf
Die Aufgaben sind bei Day of Defeat etwas anders als die bei Counter Strike: Typischerweise geht es darum, sämtliche mit einer Flagge markierten Schlüsselpunkte zu erobern, in manchen Maps muss man auch bestimmte Aufgaben ausführen wie eine Brücke zu sprengen oder Geheimpapiere ergattern bzw. jeweils die Gegenseite daran hindern derartige Dinge zur Ausführung zu bringen. Auf vielen Maps gibt es einen oder gar mehrere Schlüsselpunkte, die nur erobert werden können, wenn sich zwei Spieler der jeweiligen Partei einige Sekunden darauf aufhalten.
Stirbt man, scheidet man nicht für den Rest der Runde aus, sondern nur bis zur nächsten so genannten Verstärkungswelle nach typischerweise spätestens zwölf Sekunden. Stirbt ein Spieler, beginnt die Uhr zu ticken und nach zwölf Sekunden wird er zusammen mit allen anderen, die in dieser Zeit gestorben sind, wiederbelebt und als Verstärkung in die Schlacht geworfen. Manche Server-Admins stellen auch eine kürzere Respawnzeit ein. Außer dem Zeit- und Bodenverlust entsteht der Spielfigur kein Nachteil durch einen Tod. Ausrüstungsschaden wie etwa bei World of Warcraft oder etwas derartiges gibt es nicht.
Wenn eine Partei alle Schlüsselpunkte erobert hat, hat sie die Runde gewonnen und es geht von vorne los. Das ganze wiederholt sich so lange, bis die Map wechselt, was in gewissen Zeitabständen der Fall ist. Welche Map dann gespielt wird, wird typischerweise mit einer Abstimmung entschieden: Gegen Ende der Laufzeit der aktuellen Map erscheinen einige Maps zur Auswahl und man kann seine Stimme für eine davon abgeben.Die Map mit den meisten Stimmen wird dann als nächstes gespielt. Es gibt aber auch Server die (fast) immer die gleiche Map spielen und zwar sehr oft die offenbar sehr beliebten Maps „Caen“ und „Avalanche“.
Die Server werden in der Regel von Privatleuten betrieben, manche sind nur mit Passwort zugänglich; es gibt aber genügend Server für Jedermann, so dass man praktisch immer ein Spiel finden wird, bei dem man mitmachen kann. Das Suchen und Auswählen von Servern erfolgt mit einem Tool, das leicht zu bedienen ist und die gefundenen Server nach dem Ping, der Antwortzeit ordnet.
Blut und Leichenteile gefällig?
Bei der Gestaltung der Todesszenen haben die Macher der Server offenbar recht viel Freiraum: Vom einfachen Verschwinden bis zu opulent spritzendem Blut und umher fliegenden Körperteilen ist offenbar alles machbar. Auch Sounds und Musike gibt es, oft hört man Bomben oder Granaten krachen, Geschütze donnern und Maschinengewehre rattern. Manchmal steht auch irgendwo ein Grammophon herum und dudelt irgendeine nostalgische Schnulze. Typischerweise gibt es beim Sieg einer Seite schmissige Marschmusik, oft sogar zwei verschiedene Stücke, je nachdem welche Seite gewonnen hat.
Auf vielen Servern gibt es zu den Kills auch makaber-lustige Voice-Kommentare einer markigen Männerstimme wie „Headshot!“ oder „Multi Kill!“. Ein anderer Gag sind Texteinblendungen wie „X stayed a bit too long in Y’s crosshairs“ oder „X removed Y’s head with the K 98“. Ebenfalls manchmal zu sehen sind Informationen darüber, wer einen mit welcher Waffe wo wie oft getroffen hat, wieviel Schaden er einem zugefügt hat und ob und wie oft man ihn seinerseits getroffen hat.
Entscheidend für die Platzierung der Spieler auf der Rangtabelle ist übrigens nicht die Zahl der getöteten Gegner, also der Kills, sondern die Anzahl der eroberten Punkte bzw. erledigten Aufgaben. Nur bei einem Gleichstand bezüglich dieses Kriteriums entscheidet die Zahl der Kills über die Platzierung. Es ist also theoretisch möglich, eine Runde zu gewinnen, ohne auch nur einen einzigen Gegner zu töten.
Sowohl ein Tastatur- als auch ein Voice-Chat sind bei DoD eingebaut. Mit beiden kann man wahlweise Nachrichten nur für das eigene Team oder aber für alle Spielern absetzen. Es ist also auch ohne ein zusätzliches Voice-Tool wie Teamspeak möglich, das Zusammenspiel in der Gruppe durch Sprachkommunikation zu organisieren.
Spielmacher und Spielverderber
Leider gibt es offenbar einige Leute, die Day of Defeat als reines „Killerspiel“ sehen und es offenbar nur darauf anlegen, möglichst viele Kills zu erzielen, anstatt die Schlacht zu gewinnen. Diese Leute wären mit Deathmatch besser bedient, einem weiteren Shooter der Half-Life-Familie. Nicht wenig nerven auch die so genannten Camper, das sind Spieler, die an einer dafür geeigneten Stelle lauern und Gegner aus dem Hinterhalt abschießen. Das ist einerseits verpönt, andererseits wird es von der Spielgestaltung aber auch gefördert, denn es gibt unter anderem Scharfschützengewehre, mit denen sich „feindliche“ Spielfiguren herrlich auf größere Distanzen eliminieren lassen. Allerdings gibt es meist auch Möglichkeiten, Camper von hinten anzugehen und zu töten.
Besonders störend sind die reinen Ballerer, wenn die Map Punkte enthält, die man nur zu zweit erobern kann. Dann wartet man sich einen Wolf, wenn man versucht, einen solchen Punkt einzunehmen und wird schließlich erschossen wenn irgend ein Gegner daherkommt.
Eine andere Sorte Nervbolde sind die Panzerfaust-Fetischisten, die man auf vielen Maps herumhampeln und auf eine Gelegenheit zum Einsatz dieses Ungetüms warten sieht. Zugegeben, das Ding hat einen netten Effekt und es bläst auch Gegner weg, die man mit der Schusswaffe nicht kriegt, weil sie in Deckung sind. Zum Erfolg des Teams tragen sie in der Regel aber nicht bei: Um die Panzerfaust einzusetzen muss man sich ducken und sie mit der rechten Maustaste schussbereit machen. Daher kann man damit nur aus guter Deckung oder von weit hinten operieren, denn gegen einen plötzlich auftauchenden Gegner ist nutzlos.
Nervig kann es auch beim exzessiven Einsatz von Handgranaten werden. An sich ist die Handgranate eine feine Sache, denn damit kann man auch Gegner hinter einer Deckung erreichen. Selbst um die Ecke lässt sich die Handgranate einsetzen: Dann nämlich, wenn es eine Wand gibt, an der man sie abprallen lassen kann. Im Kampfgetümmel kann man beim Handgranateneinsatz jedoch auch sehr leicht eigen Leute verletzen oder töten und wenn man sich ganz blöd stellt, sogar sich selbst. Richtig eingesetzt kann die Handgranate so manche Aufgabe lösen, bei der die Schusswaffe nichts bringt. Wenn die Dinger aber ständig fliegen, ist man praktisch nirgends mehr sicher, weil man sich gegen sie nicht schützen kann, indem man in der üblichen Weise Deckung nimmt. Dann leidet der Spaß, weil dann das in den Hintergrund tritt, was das Spiel eigentlich ausmacht: Sich selbst möglichst gut zu decken, schnell zu zielen und zu schießen – mit anderen Worten: Es wird kunstlos.
Technisches und Fazit
Die Halflife-Engine ist schon recht alt, was jedoch keineswegs ein Nachteil sein muss: Wenn man nicht gerade ein Photorealismus-Fetischist ist, kann man mit der Grafik durchaus zufrieden sein. Da die Engine natürlich für die Möglichkeiten der damaligen Hardware geschrieben wurde, braucht man keinen aufwendigen Gamer-PC um CS, DoD und Co. in vernünftiger Auflösung flüssig spielen zu können.
Bei DoD gibt es keine Karrieren wie etwa bei World of Warcraft. Man muss also nicht „dranbleiben“ und ständig spielen, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Das heißt aber nicht, dass man Day of Defeat nicht in festen Gruppen spielen kann. Natürlich spielt Übung auch eine Rolle, aber alles in allem eignet sich Day of Defeat doch recht gut für Casual Gamer, für Leute, die dann und wann einmal eine Runde zocken wollen, nicht zuletzt deswegen, weil es keine großartige Hardware erfordert.
Wie schwierig DoD ist, kann ich natürlich nur subjektiv aufgrund meiner eigenen Erfahrung beurteilen. Mir persönlich gelang es recht schnell, mich vom chancenlosen Kanonenfutter zu einem zu mausern, der meist weiter vorne in der Tabelle zu finden ist und auch schon mal die meisten Kills verbuchen kann. Natürlich komm ich noch oft „an die Richtigen“ und kriege dann buchstäblich kein Bein auf den Boden. Egoshooter wie Counterstrike oder Day of Defeat sind Spiele, welche besondere Anforderungen an die Reaktionsfähigkeit stellen: Man muss in Sekundenbruchteilen Situationen erfassen, eine Entscheidung treffen und die richtige Aktion auffassen. Selbstverständlich werden genau diese Fähigkeiten bei derartigen Spielen trainiert, wie ja auch die Tatsache zeigt, dass versierte Gamer bei Tests, welche derartige Fähigkeiten prüfen, signifikant besser abschneiden als andere Leute.
Und das Suchtpotential? Nun, ich gebe zu, dass ich derzeit recht viel DoD spiele. Wenn man öfter spielt, wird man besser; je besser man wird, umso mehr Spaß hat man und um so größer ist dann wiederum auch der Anreiz zu spielen. Das ist aber nicht nur bei Computerspielen so, sondern bei allen Beschäftigungen, die gewisse Anforderungen stellen und Erfolgserlebnisse bieten, ob man nun Kreuzworträtsel rät, mit der Schrotflinte Tonscheiben pulverisiert, Billard oder Skat spielt. So gesehen macht nämlich alles süchtig, was Erfolgserlebnisse durch fortschreitendes Können bietet. Unter diesem Kriterium war ich dann bereits Reit-, Schieß-, Programmier-, Jagd- und was weiß ich was noch alles, ach ja, nicht zuletzt auch World-of-Warcraft-süchtig…
Problematisch wird es wie bei jedem Computerspiel natürlich, wenn man zuviel Zeit vor der Kiste verbringt: Man kann sich leicht vorstellen, dass Zocken die gleichen Belastungen erzeugt wie die Arbeit an einem Bildschirmarbeitsplatz. Dazu kommt, dass beim Zocken Stress entsteht, weil man den optischen Eindruck von Bewegung hat, ohne die entsprechende körperliche Leistung aufbringen zu müssen. Das ist jedoch auch beim Fernsehen der Fall, genauso wie beim Autofahren. Der ganz allgemeine Bewegungsmangel, der entsteht, wenn man zuviel Zeit vor dem Compi verbringt, entsteht aber auch bei allen anderen Beschäftigungen, bei denen man lediglich in der Bude hockt: Bei uns typischerweise dadurch, dass die Leute zuviel vor der Glotze rumlümmeln anstatt etwas vernünftiges zu tun.
Alles in allem kann man Day of Defeat (und sicher auch Counterstrike) jedem empfehlen, der einfach einmal selbst sehen möchte, was es mit den berüchtigten „echten Killerspielen“, den Egoshootern auf sich hat, dafür aber möglichst nicht viel Geld ausgeben möchte. Und wenn er dann Spaß an dieser Art von Computerspielen findet, kann er lange Freude daran haben, wie man ja schon daran sieht, dass es immer noch eine Menge Leute gibt, welche die nach IT-Maßstäben bereits längst veralteten Spiele der Halflife-Familie spielen.