Fantasy kann man beileibe nicht nur passiv konsumieren, denn der Themenkreis bietet weiten Raum für eigene Kreativität. Man kann Geschichten schreiben, dreidimensionale Szenen auf dem Tabletop oder im Computer bauen, Bilder malen und zeichnen, ganze Welten entwickeln – und sogar selbst Filme drehen. Genau das hat eine Gruppe von Life-Rollenspielern und anderen in Sachen Fantasy kreativen Leuten um den Videojournalisten Nico Mendrek getan und die Filmreihe „Leuenklinge“ geschaffen.
Update 08.06.11: Ich habe drei der Bilder hinzufügt, die mir Nico Mendrek zu Verfügung gestellt hat. Vielen Dank, Nico!
Die Geschichte spielt in Aventurien auf Dere, der Welt des Schwarzen Auges. Celine ist eine Hexe und verflucht, weil sie während der „Namenlosen Tage“ geboren wurde. Der dubiosen Adelige Waldemar von Sensenstein will sie als Hexe verbrennen lassen, wohl weil sie sich ihm verweigert hat. Dazu soll einer seiner Gewappneten, Lucius von Sichelberg, vor Gericht falsch aussagen. Lucius befreit Celine aus dem Kerker und flieht mit ihr. Mit von der Partie ist der Zwerg Buri, sein bester Freund. Außerdem gesellt sich Asfaleel dazu, ein dubioser Dämonenbeschwörer, aus dem Lucius lange nicht schlau wird. Celine wird Lucius jedoch wieder entrissen. Sie wird aber nicht verbrannt wie Sensenstein das wollte, sondern in der Stadt der Tausend Augen gefangen gehalten. Dahinter steckt der böse Imperator, für den die Hexe offenbar einen besonderen Wert hat. Er hat Waldemar von Sensenstein, der für ihn arbeitet, angewiesen, auf sie aufzupassen. Lucius und Buri machen sich begleitet von Asfaleel auf den Weg, um Celine zu befreien.
Wenn man bedenkt, dass Leuenklinge praktisch ohne Budget entstanden ist, hat die Crew Beachtliches geleistet. Gute schauspielerische Leistungen findet man ja durchaus auch in vielen Laienspielgruppen, aber Leuenklinge zeigt darüber hinaus, dass man auch (fast) ohne Geld einen sehenswerten Film machen kann. Der Film braucht insgesamt den Vergleich mit so manchem professionell gedrehten B-Movie nicht zu scheuen. Mehr noch: Wenn man genau hinschaut, ist der erste Conan-Film mit Arnold Schwarzenegger, Conan der Barbar, auch nicht wesentlich besser gemacht, sieht man einmal von den Kulissen und den Massenszenen ab.
Große Teile des Films spielen in der Landschaft, andere Szenen sind offenbar in Innenräumen von Schlössern und Burgen gedreht worden sowie in Burgruinen und in den Gassen von historischen Orten. Zwischendurch gibt es Kamerafahrten durch das dreidimensionale Computer-Modell der Stadt der Tausend Augen. In die Filmszenen wurden ebenfalls immer wieder Computereffekte eingebaut, etwa beim Wirken von Zaubern und beim Beschwören von Dämonen.
Gut, der Videojournalist Nico Mendrek besitzt neben professionellem Können sicher ein professionelles digitales Video-Equipment und der Komponist der ebenfalls sehr guten Musik, Ralf Kurtsiefer (www.orkpack.de), wird auch nicht ganz schlecht ausgestattet sein. Die Reiterszenen wurden mit den Mittelalter-Stunt-Reitern von Rittermärchen gedreht, die man durchaus als mindestens semiprofessionell ansehen kann. Chris Fano, die Darstellerin der Celine und bekannte Größe der LARP-Szene, kümmerte sich auch um die Choreographie der sehr schönen Tanzszenen. Auch sie ist auf jeden Fall nicht bloß irgendeine Dilettantin, sondern zumindest eine ernstzunehmende Amateurkünstlerin. Aber auch diese „Profis“ unter den Machern von Leuenklinge haben sehr gute Arbeit geleistet und für ihre Engagement bei einem solchen Non-Profit-Projekt großes Lob verdient. Sehr schön sind auch die Kostüme, die wie die Requisiten wohl von den mitwirkenden LARP-Leuten liebevoll gestaltet und zusammengetragen wurden. Und lasst not least sind die Kampfszenen toll gemacht, sie sind bestimmt genauso gut wie in manchem professionellen Film.
Leuenklinge sollte man sich also unbedingt ansehen. Und nicht zuletzt auch deswegen, weil das Projekt als Beispiel dafür gelten darf wie man seine Freizeit sinnvoll und kreativ gestalten kann und was man alles auch ohne viel Geld machen kann, wenn man mit Gleichgesinnten und viel Freude an der Sache zusammenarbeitet.
Weiter Infos zum Filmprojekt und Links zu den Episoden gibt es auf den Leuenklinge-Seiten auf der Website von Nico Mendrek