In der im Fantasy-Genre sehr beliebten Form der Trilogie erzählt David Ferring die Geschichte von Konrad dem Krieger, die in der WARHAMMER-Welt spielt. Bei Piper liegen alle drei Bücher überarbeitet in einem Band als Taschenbuch vor und es lohnt sich durchaus, sie zu lesen.
In einem kleinen, rückständigen Dorf am Rande des Schattenwaldes, irgendwo in einem vergessenen Winkel des Reiches wächst ein Junge auf, der nicht weiß wer er ist noch wer seine Eltern sind oder waren. Beim Gastwirt lebt er als eine Art Sklave, wird schlechter als ein Hund behandelt und kennt nur Arbeit. Noch nicht einmal einen Namen hat er.
Zu seinen Pflichten gehört es, Holz für das Gasthaus zu holen. Dazu muss er die Randbezirke des Schattenwaldes aufsuchen. Dort halten sich schreckliche Wesen auf, die grotesken Tiermenschen, Machwerke unheiliger Götter, perverse Mischungen aus allen möglichen Tieren und Menschen, die nur eines im Sinn haben: Chaos anzurichten, indem sie töten und zerstören. Wenn sie in der Schlacht alle Gegner getötet haben, beginnen sie sich gegenseitig zu zerfleischen, so erpicht sind sie auf Mord und Totschlag.
Durch eine Art wundersame Vorausahnung gelingt es dem Jungen immer wieder, den Tiermenschen zu entgehen. Mit dem einen seiner beiden ungleichen Augen kann er nämlich offenbar mehr oder weniger weit in die Zukunft sehen. Mit ihm erblickt er manchmal, was in wenigen Sekunden oder Minuten, seltener auch in Jahren, passieren wird. Sein kostbarster Besitz ist ein Dolch, den er einem Offizier gestohlen hat, der mit seinen Soldaten im Gasthaus Quartier genommen und ihn schlecht behandelt hatte.
Konrad wird Konrad
Doch eines Tages stellt er sich seinem ersten Tiermenschen zum Kampf. Dieser greift Elyssa an, die Tochter von Wilhelm Kastring, dem Herrn des Dorfes. Der Junge tötet den Tiermenschen, Elyssa heilt die Verletzung, die er sich dabei zugezogen hat auf magische Weise und gibt ihm einen Namen: Konrad.
Elyssa erfüllt Konrad seinen sehnlichsten Wunsch: Waffen. Sie schenkt ihm einen geheimnisvollen schwarzen Bogen mit ebensolchen Pfeilen und einem geheimnisvollen Wappen darauf, den sie aus dem Beständen ihres Vaters entwendet hat. Die Pfeile werden nach und nach verschossen, der Bogen zerbricht irgendwann und wird durch einen selbstgemachten ersetzt, aber das geheimnisvolle Wappen wird noch öfter in Konrads Leben auftauchen.
Seit dieser Zeit trifft sich Konrad immer wieder mit Elyssa und als beide älter geworen sind, hat er mit ihr auch sein erstes sexuelles Erlebnis. Aus den Gesprächen mit ihr erfährt Konrad auch einiges über die Welt und die Menschen, hauptsächlich alltägliche Dinge, die eigentlich jeder weiß, die aber sonst niemand dem Sklaven oder eher Haustier des Gastwirtes erzählt hatte. Aber auch über andere, geheimnisvolle Dinge sprechen die beiden manchmal.
Irgendwann überfallen die Tiermenschen das Dorf. Konrad ahnt es im Voraus und will flüchten. Doch die Tiermenschen sind bereits im Anmarsch und Konrad kommt nicht mehr durch ihre Reihen. Mit der Haut eines der Ungeheuer, das er getötet hat, tarnt er sich, bleibt unter den Chaoswesen unerkannt, muss aber mitansehen, wie das Dorf überrannt und alle Einwohner getötet werden. Auch Elyssa scheint tot zu sein, zumal Konrad ihren Tod mit seiner Sehergabe vorausgeahnt hat.
Eine ahnungsvolle Begegnung
Mit dem letzten der Schwarzen Pfeile will Konrad den Anführer der Chaoswesen, den Schädelgesichtigen, wie er ihn nennt, erschießen. Der kommt geradewegs aus den lodernden Flammen des brennenden Herrenhauses als der letzte der geheimnisvollen schwarzen Pfeile ihn ins Herz trifft. Doch das macht dem offenbar untoten Mann nichts aus, er stutzt lediglich über das Wappen auf dem Pfeil und blickt dann auf Konrad.
Dieser flüchtet, treibt zwischen Leichen ein gutes Stück den Fluss hinunter und gelangt schließlich zu Fuß weiter nach Ferlangen, der nächsten Stadt, in der er in seinem ganzen Leben noch nicht war. Dort wird er wegen Wilderei verhaftet – er hat unterwegs zwei Kaninchen gefangen – und zum Tode verurteilt. Als man ihn gerade hängen will, fordert ein geheimnisvoller schwarzer Ritter mit tätowiertem Gesicht und spitzgefeilten Zähnen den Baron der Stadt, Otto Krieschmier, zum Duell um das Leben Kornrads auf.
Konrad wird Krieger
Der schwarze Ritter, er heißt Wolf von Neuwald, tötet den Baron und nimmt Konrad als Knappen in seine Dienste auf. Konrad wird zum Krieger und besteht mit seinem Herrn viele Schlachten. Irgendwann trennen sich die Wege von Wolf und Konrad, doch später treffen die beiden wieder zusammen. Konrad merkt, dass ihm offenbar ein Schicksal bestimmt ist, dass mit den Tiermenschen, den Chaosgöttern, dem Schädelgesichtigen und Elyssa zu tun hat. Zeitweise vermutet er, eine Wiedergeburt von Sigmar, dem Gründer des Reiches zu sein und schließlich kommt es zum Showdown mit dem Schädelgesichtigen.
Erfüllt sich Konrads Schicksal, oder kann er den unentwirrbaren Fäden, dem Netz seiner (scheinbaren) Bestimmung entkommen? Das nämlich sei, so hat ihm die uralte, aber dennoch kindliche Weise Gallea verraten, durchaus möglich. Und was hat es mit dem Warpstein auf sich, der magischen Substanz, auf die das widerliche Rattenvolk der Skaven so scharf ist?
Ein lesenswertes Buch
Konrad der Krieger ist ein spannender und packender Fantasy-Roman. Nicht die ganz große Literatur, aber auch nicht ganz und gar seicht. Außer äußerem Geschehen, wie Kämpfen, Zauberei, grausigen Orten und üblen Gestalten beschreibt David Ferring nämlich auch, was in Konrad vorgeht, seine Gedanken, Sorgen und Nöte. Konrad ist zwar ein fast unbezwingbarer Krieger, aber kein strahlender Märchenheld, kein Ausbund des Guten, sondern ein Mensch, einer der zu einem guten Teil von den Ereignissen und seinen eigenen Unzulänglichkeiten bestimmt wird, sich dabei aber dennoch weiterentwickelt.
In jedem Fall aber ist die Trilogie ein lesenswerter Schmöker, der handwerklich sehr gut gemacht ist. Die Atmosphäre der Geschichte ist eher düster, ähnlich, wie man das von manchen Geschichten aus der frühen US-amerikanischen Fantasy-Szene kennt, erinnert an die Grundstimmung der Geschichten über Fafhrd und den grauen Mausling. Wenn auch die Szenerie oft bedrückend ist, ist die Handlung spannend und man wird das Buch kaum aus der Hand legen wollen. Auf seine eigene, etwas andere Art ist Konrad der Krieger durchaus ein gut gemachter Fantasy-Roman, wenn auch nicht unbedingt etwas für zarte Gemüter.
David Ferring
Konrad, der Krieger
Piper, März 2004
Taschenbuch: 782 Seiten
ISBN-10: 3492291392
ISBN-13: 978-3492291392