Lesenswerte Fantasy stammt beileibe nicht nur von Autoren aus dem angelsächsischen Sprachraum, auch wenn diese im Genre sehr stark vertreten sind. Mittlerweile werden auch in Deutschland und seinen Nachbarländern gute Fantasy-Geschichten geschrieben, zum Beispiel von Andrzej Sapkowski aus Polen.
Natürlich springen uns bei der kontinentaleuropäischen Fantasy zunächst die deutschen Autoren wie Markus Heitz, Thomas Plischke oder Michael Peinkofer als erstes ins Auge, die ja beim derzeitigen Fantasy-Boom von sich reden machen. Mir persönlich gefallen aber auch die Bücher von Luca Trugenberger und Licia Troisi aus Italien (sollte ich hier wohl auch einmal vorstellen) und neuerdings ganz besonders Andrzej Sapkowski aus Polen.
Der Autor
Der 1948 geborene Andrzej Sapkowski ist eigentlich Wirtschaftswissenschaftler und arbeitete früher als Ökonom und Unternehmensberater. In den 80ern begann er zunächst als Übersetzer und dann auch als Autor bekannt zu werden. Besonders erfolgreich ist er mit seiner Gestalt des Geralt von Riva, einem Hexer, der sich seine Brötchen mit der Beseitigung von Ungeheuern im Kundenauftrag verdient. Neben zwei Bänden mit einzelnen Geschichten über Geralt gibt es einen fünfbändigen Zyklus über den Hexer sowie einen Kinofilm, der auch als deutsche Synchronisation erhältlich ist und zwei Computerspiele (The Witcher I und II).
Der Held
Geralt von Riva wurde als Kind von Hexern entführt und mit unglaublich grausamen Methoden ausgebildet, die nur wenige überleben. Durch Tränke und dergleichen veränderte sich seine physiologische Struktur, was auch äußerlich, unter anderem an seinen weißen Haaren, erkennbar ist. Der eigentliche Effekt dieser Veränderungen ist jedoch eine unglaubliche Widerstandsfähig gegen Gifte, harte Umweltbedingungen und dergleichen. Selbstverständlich beherrscht Geralt auch jede Menge magischer Techniken für den Kampf gegen Monster und ist darüber hinaus ein exzellenter Schwertkämpfer.
Die Bücher
Angesiedelt sind die Geschichten über Geralt von Riva in einer Fantasy-Welt der üblichen Art, in der in einem mehr oder weniger mittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Ambiente unterschiedliche Rassen wie Menschen, Zwerge, Elfen und mehr in verschiedenen Staaten leben. Darunter natürlich auch jede Menge monströse und bösartige, denn sonst benötigte man ja keine Leute wie Geralt.
Was mir besonders an den Geschichten über Geralt den Hexer gefällt, ist der Schreibstil: Prall, kraftvoll, lebendig… Ich kann es gar nicht richtig beschreiben, vielleicht ist Sapkowskis Stil ja das, was in Besprechungen gerne „atmosphärisch dicht“ genannt wird. Jedenfalls klasse zu lesen. Die Schreibe Sapkowskis erinnert mich an einen weiteren polnischen Schriftsteller, Sergiusz Piansecki, von dem ich „Der Geliebte der großen Bärin“ mit Begeisterung gelesen habe, einen Abenteuerroman über Schmuggler, der in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg im Grenzgebiet zwischen Polen und der Sowjetunion spielt.
In den Geralt-Geschichten steckt alles drin, was ich mir von guter Fantasy erwarte: Kämpfe, Gruseliges, Heroisches – und nicht zuletzt auch ein kräftiger Schuss Humor. Einfach toll zu lesen, einfach unbedingt zu empfehlen!
Außer den Hexer-Geschichten ist von Andrzej Sapkowski auch eine im Mittelalter spielende Romantrilogie auf Deutsch erschienen, in die ich aber noch nicht hineingeguckt habe. Damit ich hier nicht die ganzen Bücher aufzählen muss, verweise ich einfach auf die deutschsprachige Hexer-Website, wo sich eine Liste mit Titeln, ISBN etc. befindet. Bestellt aber möglichst nicht direkt, sondern bei Eurem Buchhändler an der Ecke, denn der muss auch leben.