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Posts Tagged ‘Walter Moers’

Fast jeder kennt das Kleine Arschloch und seinen Erfinder Walter Moers. Viele wissen aber wohl nicht, dass auch Käpt’n Blaubär mit seinem wunderlichen Seemannsgarn von dem 1957 in Mönchengladbach geborenen Comiczeichner, Autor und Illustrator stammt, und auch nicht, dass er mittlerweile einige interessante Fantasy-Romane geschrieben hat.

Ich persönlich stoße mich immer ein wenig daran, dass das Kleine Arschloch so negativ ist und vergleiche es gerne mit Brösels Werner und seinen Kumpels, die trotz unmäßigem Bierkonsum doch im Grunde positive Gestalten sind, die vor allem etwas machen, etwas auf die Beine stellen. Dabei ist mir aber doch klar, dass Satire eben nicht positiv sein kann – und das Kleine Arschloch ist eben Satire, soll provozieren. Und das tut es auch.

Auch die in Walter Moers‘ eigener Fantasy-Welt Zamonien spielenden Romane sind wohl nicht jedermanns Sache – aber welcher Fantasy-Roman ist das schon? Wobei sie mich persönlich immer wieder faszinieren, auch wenn man hier nicht die üblichen, vertrauten Völker wie Orks und Zwerge findet, auf die ich sonst Wert lege, sondern Moer’s ganz eigene Schöpfungen wie Fhernhachenzwerge, Wolpertinger, Eydeeten, Stollentrolle, Phogarren rauchende Haifischmaden und vieles mehr. Käpt’n Blaubär etwa ist ein Buntbär, die es in allen erdenklichen Farben und nur in Zamonien gibt, wobei keine zwei Buntbären genau die selbe Farbe haben.

Das tolle an den Zamonien-Romanen ist auch, dass sie hinreißend illustriert sind, natürlich von Walter Moers selbst. Zunächst sind darin – in bester Fantasy-Tradition – Karten von Zamonien enthalten, aber damit und mit den bei Fantasy-Romanen sonst allenfalls noch vorhandenen Titelillustrationen ist noch lange nicht Schluss: Auch im Text finden sich Illustrationen, welche die teilweise äußerst seltsam anmutenden, grotesken, ja schauerlichen Schauplätze, Gegenstände und Wesenheiten zeigen, die im Text vorkommen.

Walter Moers‘ Zeichnungen erinnern mich ein Stück weit an Paul Flora, dessen Arbeiten mir schon in frühester Jugend gefielen, auch wenn es da doch erhebliche Unterscheide gibt. Auch an manche Sachen von Michael Ende fühle ich mich bei Moers erinnert, auch wenn seine Geschichten wesentlich schwärzer sind als etwa der Wunschpunsch von Ende. Moers beschreibt fast augenzwinkernd schauderhafte Dinge, wobei abgrundtief hässliche Wesen noch das mildeste sind: Leidener Männchen etwa, eine Art Homunkuli, die böse Alchemisten einzig zu dem Zweck herstellen, mit ihnen Versuche anzustellen. Oder Schmerzenskerzen, die ein Bewusstsein und Nerven im Docht haben, das eigene Abbrennen qualvoll schmerzhaft erleben und deswegen fortwährend jammern.

Dass er Fantasy einer anderen Art schreibt, dass hat Walter Moers mit Terry Pratchett gemeinsam. Trotzdem sind die beiden kaum zu vergleichen, auch wenn in den Geschichten beider alles auf eine verdrehte Art durchaus logisch ist und man – selbst über makabere Sachverhalte – immer wieder kichern, ja oft auch laut herauslachen muss. Insgesamt darf man Walter Moers‘ Zamonien-Romane auf jeden Fall jedem empfehlen, der Spaß an surrealistischen Geschichten hat, vor allem an solchen, über die man auch noch lachen kann.

Die Zamonien-Romane von Walter Moers:

Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär, Roman, 1999, ISBN 3-8218-2969-9, Taschenbuch ISBN 3-442-41656-6, Hörbuch ISBN 3-8218-5159-7

Ensel und Krete, Roman, 2000, ISBN 3-8218-0890-X, Taschenbuch ISBN 3-442-45017-9, Hörbuch ISBN 3-8218-5164-3

Rumo & Die Wunder im Dunkeln, Roman, 2003, ISBN 3-492-04548-0, Taschenbuch ISBN 3-492-24177-8, Hörbuch ISBN 3-89903-172-5

Die Stadt der Träumenden Bücher, Roman, 2004, ISBN 3-492-04549-9, Taschenbuch ISBN 3-492-24688-5, Hörbuch ISBN 3-899-03225-X

Der Schrecksenmeister, Roman, 2007, ISBN 3-492-04937-0, Taschenbuch ISBN 978-3-4922-5377-2, Hörbuch ISBN 3-899-03407-4

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