Die Nachricht an sich ist zwar schon etwas angegraut, das Thema bleibt aber aktuell: Vor einer Woche etwa geisterte die Nachricht durch Netz und Medien, dass die bayerische Sozialministerin Christine Haderthauer ein Verbot von „World of Warcraft“ fordere. So habe jedenfalls die bekannte „Zeitung“ mit den vier Buchstaben berichtet, von welcher der Deutsche Michel sich mehrheitlich seine Meinung BILDen lässt.

Warum dieser Zwerg so finster guckt? Er hat in der BILD-"Zeitung" gelesen, was Christine Haderthauer vorhaben soll...
Mir ist der Artikel auf gamestar.de gerade unter die Augen gekommen. Wie gesagt, schon eine gute Woche alt, aber immer noch bedenklich. Zunächst muss man sich einmal fragen, ob ein Landtag in Krisenzeiten mit erheblichen sozialen und wirtschaftlichen Problemen eigentlich keine wichtigeren Sorgen hat, als bunte Pixel auf Computerbildschirmen? Das tatsächliche Vorkommnis, auf deren Grundlage man sich die angebliche WoW-Verbotsforderung der bayerischen Politikerin aus den Fingern gesogen – oder dabei tatsächlich aufgeschnappt? – hatte, war nämlich eine Landtagsdiskussion zum Thema Altersfreigabe von Computerspielen.
Der Vorgang hat natürlich auch einige Bloggerkollegen aufhorchen lassen. So brachte Electrobeans einen kurzen Beitrag zum Thema, aber auch das Living in WoW-Blog, elhabib.at und sicher auch weitere befassten sich mit dem Thema.
Wo Rauch ist, ist auch Feuer…
Etwas muss aber tatsächlich dran sein an der Geschichte mit der Forderung eines Verbots von World of Warcraft: Dorothee Bär, eine Parteikollegin der Killerspiel-Christl, betrieb in einem Intervie mit buffed.de Schadensbegrenzung. Als der Interviewer im Rahmen einer seiner Fragen erwähnte, dass Haderthauer für ein Verbot von WoW wäre, widersprach sie ihm nämlich keineswegs, sondern betonte lediglich, dass sie persönlich strikt gegen ein Verbot von Computerspielen wäre.

Will die bayerische Sozialministerin Azeroth und Scherbenwelt von unseren Compis verbannen?
Wie man einem Artikel zum gleichen Thema auf golem.de entnehmen kann, war bei der ominösen Landtagssitzung auch der Shooting Star der Killerspiele-sind-böse™-Scene zugegen, der selbsternannte Computerspielsucht-Papst Dr. Christian Pfeiffer. Ja richtig: genau der, der mit bestechender Nonchalance die Gefährlichkeit harter Rauschgifte verharmlost, indem er das WoW-Zocken mit Koksen vergleicht um damit auch einmal aus dem Dämmer seines Elfenbeinturms im Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen ins Licht der Medien hinauszutreten. Ob er wohl auf Steuerzahlers Kosten aus dem kühlen Niedersachsen ins schöne München hätte reisen dürfen, wenn er sich nicht mit derart starkem Tobak ins Gerede, Verzeihung, ins Gespräch gebracht hätte?
Ist Selbstkontrolle überhaupt Kontrolle?
Christian und Christine in schönster Eintracht: Mit den „Argumenten“ von WoW-ist-Koks-Pfeiffer hatte die Killerspiel-Christl auch ihre Forderung auf die Tagesordnung gebracht, sei es nun wie laut BILD, die nach einem WoW-Verbot oder, nach Lesart des Golem, lediglich die nach einer verbesserten Jugendschutz-Kontrolle für Colour-Killer-Ballerspiele. Harsch ging die wackere Dame nämlich auch mit den Machern der Freiwilligen Selbstkontrolle (FSK) ins Gericht: Sie seien von der Medienwirschaft instaliert und finanziert. So würde den Experten nur von allzu üppig triefendem Blut gereinigtes, vorsortiertes Material zur Begutachtung zugespielt, so dass diese im Nachhinein oft entsetzt darüber seien, was sie da eigentlich freigegeben haben.
Nun, da schwelt mir aber doch eine Frage im Gebeiß: Wie kommen die Gutachter eigentlich dazu, ein ganzes Spiel zu beurteilen, wenn sie es nicht auch ganz gesehen haben? Das ist ungefähr so, als wenn ich eine Buchrezension anhand des Klappentextes machen würde, den mir der Verleger am Telefon vorgelesen hat.
Was steckt eigentlich dahinter?
Ganz unabhängig von den Einzelheiten des Hickhacks um „Killerspiele“ muss man sich aber die Frage stellen, was für einen Zweck diese Übung eigentlich wirklich hat? Die Intuition, von den wahren Hintergründen und Ursachen von Bluttaten á la Winnenden abzulenken und peinlichen Fragen aus dem Weg zu gehen, ist natürlich offenkundig. Aber es steckt möglicherweise noch mehr dahinter als bloße Nebelkerzen.

Zwergenmörsertrupp in Dun Morogh: Nehmen die bärtigen Kurzbeine zusammen mit ihren Freunden und Feinden den armen Fernsehleuten das Brot vor dem Munde weg?
In den Medien tauchen derzeit immer wieder bestimmte Zahlen auf: 130 Minuten unter der Woche und 167 Minuten am Wochenende würden die Kids täglich zocken. Was doch alle sehr bedenklich zu stimmen habe. Honi soit qui mal y pense, ein Schelm, der schlechtes dabei denkt. Leider bin ich nunmal ein Schelm: Da ich selber Kids im Teeny-Alter habe, weiß ich, wie diese heutzutage mit der Schule eingespannt sind und das vielen da neben dem zwei- bis dreistündigem täglichen Zocken von WoW & Co. wohl wenig Zeit für andere Aktivi- respektive Passivitäten bleibt.
Ja richtig – ich denke da ans Fernsehen. Hardcore-Zocker haben keine Zeit mehr zum Glotzen. Ich möchte ja nicht mit einer Eselskappe auf der „Doofer Verschwörungstheoretiker“ zu lesen steht, in die Ecke gestellt werden; daher unterlasse ich auch Mutmaßungen darüber, ob es um die Sorge geht, dass sich die Zocker der ominösen Manipulation durch das Fernsehen entziehen. Nein, es ist viel einfacher: Wer zockt, der sieht keine Werbung.
Verlorene Reichweite – Verlorenes Geld
Die Reichweite von Medien macht den Preis für den Anzeigenmillimeter und die Werbeminute. In den Einschaltquoten der Volksverdummungsanstalten schlägt sich das Zocken wohl noch nicht nieder, aber das nimmt nicht wunders: Die Glotze ist an, ob Paps und Mammi alleine davor sitzen oder mit den Kids. Wenn sich aber bei den Werbekunden herumspricht, dass vor jeder eingeschalteten Glotze aufgrund von des verbreiteten Konsums von Computerspielen einskommasoundsoviel Personen weniger sitzen, verringert sich die Reichweite der Fernsehwerbung. Natürlich wird das auf die Preise für die Werbeminute drücken und damit auf die Einnahmen der Medienkonzerne denen die Fernsehsender gehören. Und die haben einfach eine größere Lobby als die Spielehersteller – und natürlich die exzellente Möglichkeit, „Killerspiele“ über sämtliche Medien in ihren Portefeuilles zu diskreditieren.
Wundert sich noch jemand, über die Hatz auf „Killerspiele“?
Ich würde mich über ein usk18-WoW durchaus freuen. Endlich nur noch Spieler im /handel die zumindest theoretische Grundkenntnisse im Lesen & Schreiben haben 😉
Ob sie dann davon Gebrauch machen …
Luna
LOL Das ist natürlich einen Gedanken wert. Aber ich frage mich, ob all diese Superorthographen, die man ja auch in den Foren und den Quest-Kommentaren bei buffed usw. liest. nur Kids sond? 😉 Ob man da nicht lieber an eine Freigabe denken sollte, die am IQ festgemacht ist? :-O
Ja, die IQ-Idee entbehrt nicht eines gewissen Charmes, allerdings kollidiert sie mit der Medienfreiheit. Überhaupt hat die Killerspiel-Debatte viel mit der Medienfreiheit zu tun. Ich sehe natürlich die Notwendigkeit des Jugendschutzes. Man sollte aber nicht erwachsene Menschen vor Dingen schützen wollen, die die Unabhängigkeit der Medien aushöhlen. Gewaltverherrlichende Dinge sind verboten und das ist auch gut so. Weitere Einschränkungen braucht man nicht. Viele Computerspiele ab 18 Jahren sind nicht halb so grausam wie Filme ab 16. Ich spielte schon manches Spiel, dass erst ab 18 erlaubt ist, dass schon im Vorfeld für den deutschen Markt beschnitten war. Für den Spielspaß ist so etwas nicht abträglich, aber es ist doch ein Akt von vorauseilendem Gehorsam. Kunst aber (ich zähle jetzt Computerspiele zur Kunst) darf niemals gehorsam sein. Macbeth beschnitten? Erst ab 18 Jahren zu lesen und dann ohne die Beschreibung von all dem Blut an den Händen?? Unvorstellbar. Aber diese Diskussion der Computerspiele, die zeitgleich mit der Kinder-Porno-Diskussion läuft, (seltsamer Zufall, nicht wahr 😉 ) hat doch nur ein Ziel, nämlich die Medienfreiheit langsam auszuhöhlen. Und Herr Pfeiffer kuschelt bestimmt mit Zensursula und Schäuble.
Noch etwas anderes, Fokko. Die Schriftfarbe von „Fokkos Fantasy-Blog“ hebt sich kaum vom Untergrund ab, du solltest mal das Header-Bild ändern. Auf meinem Laptop ist das wirklich schwer zu lesen, es fördert den Augenkrebs XD. (Bitte nicht böse sein, ich meine es doch lieb)
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